„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Die 42. Ausgabe der Reihe kommt von Prof. Dr-Ing. Sven Uwe Geissen.

Die Exporte für „Apparate zum Filtrieren oder Reinigen von Wasser (HS842121)“, die ein Indikator für alle Exportleistungen der deutschen Wasserwirtschaft sind, hatten in den Jahren 2023 und 2024 ein Rekordniveau von 1,3 Mrd. € erreicht. China, 2020 noch der wichtigste Markt, ist 2024 auf Platz 9 abgefallen. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Neben den politischen und den zurzeit schlechten volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen war es die starke und erfolgreiche Entwicklung von chinesischen Produkten. Von diesen erfüllen mittlerweile einige auch höhere Qualitätsansprüche bei sehr kompetitiven Preisen. Ein großer Teil dieser Entwicklung ist auf die Einfuhr von deutschen/internationalen Produkten und Know-how zurückzuführen.
Also besser China meiden?
Nein! Der Schutz der Umwelt und der Wasserressourcen wurde deutlich verbessert und die wirtschaftliche Zusammenarbeit war sehr erfolgreich. China ist weiterhin einer der weltweit größten Märkte und obwohl einige Mitglieder ihre Aktivitäten in China eingestellt haben oder noch werden, gibt es auch welche, die weiterhin erfolgreich aktiv sind. Ein starkes Umsatzwachstum kann zurzeit nicht erwartet werden aber die Aussichten sind verhalten positiv.
Warum ist China interessant?
Der Bedarf ist außerordentlich hoch. Auch wenn nur in begrenzten Bereichen (bspw. Zero Liquid Discharge von Industriewasser) regional (bspw. Ürümqi, Xinjiang) der Bedarf vorhanden ist, so sind die Projekte sehr groß. Das gleiche gilt für die Erneuerung von wassertechnischen Anlagen sowie die Erweiterung überlasteter Anlagen.

Trotz der reduzierten Budgets und des chinesischen Wettbewerbs sind deutsche Produkte weiterhin für die Anwender auf Grund der Betriebssicherheit, des Services und der Lebensdauer interessant.
Auf meiner jetzigen Reise wurde ich sehr häufig nach den Entwicklungen in Deutschland gefragt. In den Gesprächen mit verschiedenen Akteuren wurde deutlich, dass Wassermanagement, Digitalisierung, Energieeffizienz, Gewinnung von Stoffen und Wärme, Spurenstoffelimination, Bewässerung, urbane Wasserresilienz Themen der nächsten Jahre sein werden und ein sehr großes Interesse an unseren Erfahrungen und Technologien besteht. Zurzeit sind die wirtschaftlichen Randbedingungen so, dass eine nationale Umsetzung nicht möglich und auch nicht wirtschaftlich ist (z.B. elektr. Energie < 0,1 €/kWh). Großtechnische Demonstrationen, sogenannte „Show Cases“ sind eine Möglichkeit an der Entwicklung der Wassertechnik in China beteiligt zu bleiben und die historisch sehr gute Zusammenarbeit zu erhalten und auszubauen.
Wie können wir erfolgreich in China sein?
Nachhaltige Partnerschaften basieren auf Vertrauen. Ich habe seit mehr als 15 Jahren Partner aus der Wissenschaft und der Wirtschaft denen ich absolut vertraue, die immer offen und ehrlich waren und mit denen ich auch ein Handschlaggeschäft abschließen würde. Ich gehe davon aus, dass diejenigen Mitglieder, die im chinesischen Markt aktiv sind, die gleiche Erfahrungen gemacht haben. Wir können gemeinsam, unter Einbindung unserer lokalen Partner und Angestellten, das für China außerordentliche wichtige Netzwerken intensivieren und gemeinsam spezifische Projekte und Lösungen entwickeln.

Wichtig dabei ist neben den richtigen Partnern auch strategisch vorzugehen. Produkte und Know-how sollten zunächst an die Randbedingungen angepasst und optimiert werden, um Referenzen zu schaffen. Erst anschließend sollte der Markteintritt erfolgen, dann aber möglichst gleichzeitig in ganz China.
Ich habe ein Teilzeitprofessur an der Nanjing Tech University angenommen und bin auch an der Tongji University in Shanghai aktiv. Sprechen Sie mich gerne an, wenn Sie mehr über meine Erfahrungen und Netzwerke wissen wollen.
Mit besten Grüßen aus Shanghai
Sven Uwe Geißen
Die spezifischen Herausforderungen und Chancen in China und der gesamten dynamischen Region werden bei GWP im Regionalforum Ostasien bearbeitet. Im April 2025 wird GWP und zahlreiche Mitglieder auf der IE Expo China 2025 in Shanghai den deutschen Wassersektor präsentieren.