Wasser-Know-how „Made in Germany“: ein Beitrag aus Deutschland zur globalen Nachhaltigkeit | Die Vorstandskolumne

„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Der GWP-Vorstandsvorsitzende Ingo Hannemann eröffnet mit der nunmehr 40. Ausgabe der Reihe das neue Jahr 2025.

Weltweit stehen Regierungen und die Gesellschaft vor der Herausforderung, die Ressource Wasser in Zeiten globaler Krisen zu sichern. Die deutsche Wasserwirtschaft kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, wenn ihr Potenzial in der Außenwirtschaftspolitik stärker als bislang wahrgenommen wird.

Ingo Hannemann, Geschäftsführer Hamburg Wasser und GWP Vorstandsvorsitzender. © Ulrich Perrey

Welche Rolle unsere mittelständisch geprägte Wasserwirtschaft in den internationalen Wassermärkten einnimmt, ist schon heute beachtlich. Nach China ist Deutschland das zweitwichtigste Lieferland für Wasser- und Abwassertechnik. Im Jahr 2023 betrugen die Exporte der Unternehmen der Branche knapp 1,3 Milliarden Euro, mit einer steigenden Tendenz in den letzten zehn Jahren.

Der Ruf deutscher Technologien und Lösungen in der Welt ist nach wie vor sehr gut, und das muss auch so bleiben! Unternehmen der deutschen Wasserwirtschaft und institutionelle Akteure liefern nicht nur erstklassige Produkte und Dienstleistungen „Made in Germany“, sondern haben sich in der Entwicklungszusammenarbeit als verlässliche und nachhaltig agierende und dadurch weltweit geschätzte Partner etabliert.

Wir als German Water Partnership e.V. (GWP) vertreten die im Ausland aktive deutsche Wasserwirtschaft als Branchenverband und unterstützen unsere rund 300 Mitglieder bei ihren internationalen Aktivitäten. Nahezu die Hälfte der Ausfuhren der Branche gehen in Länder Europas, der Rest in alle anderen Länder der Welt. Zuletzt haben die Märkte in Nordafrika, Südost-, Zentral- und Südasien hohe Wachstumszahlen gezeigt. Die deutsche Wasserwirtschaft ist eine im Ausland hoch angesehene Anbieterin von Umwelt- und Nachhaltigkeitstechnologien und muss dementsprechend auch politisch als solche unterstützt werden. Wie kann das geschehen? Indem beispielsweise die deutschen Auslandsvertretungen eigene Expertise und Netzwerke in diesem Bereich aufbauen.

Denkbar, und aus meiner Sicht wünschenswert, wären Wasserpartnerschaften, die sich an dem Vorbild bestehender Energie-, Rohstoff-, Wasserstoff- und Gesundheitspartnerschaften orientieren. Solche bilateralen Bündnisse könnten über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren strategisch gestaltet werden, um die Zusammenarbeit auf zivilgesellschaftlicher, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene zu fördern. Ziel sollte sein, Wissen und Technologien zum Wohle der Menschen in den Partnerländern auszutauschen und gemeinsame Projekte umzusetzen.

Gezielte Außenwirtschaftsförderung und maßgeschneiderte Markterschließungsprogramme können ein Türöffner für hiesige Unternehmen sein und so den Zugang zu den häufig staatlichen Kunden im Bereich des nachhaltigen Wassermanagements erleichtern. Die Niederlande machen vor, wie das im Schulterschluss zwischen staatlichen Akteuren, Verbänden und privater Wirtschaft funktionieren kann.

Bei allem, was wir von anderen Ländern lernen können, müssen wir unser Licht nicht unter den Scheffel stellen. Die Lösungskompetenz und Auslandserfahrung der deutschen Wasserwirtschaft können wir als Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Ländern nutzen, den wir nicht unterschätzen sollten.

Auch die öffentliche Wasserwirtschaft in Deutschland hat übrigens ein vitales Eigeninteresse an einer qualitativ hochwertigen und leistungsfähigen deutschen Zulieferindustrie, auf die auch sie dringend angewiesen ist. Diese wiederum benötigt den internationalen Markt, um sich weiterentwickeln zu können, da der deutsche und europäische Markt auf Dauer nicht genug Potenzial bieten. Deshalb sind Kooperationen mit und zwischen kommunalen und privaten Partnern im Ausland im ureigenen Interesse der hiesigen öffentlichen und privaten Wasserwirtschaft: Sie stärken die globale Zusammenarbeit und damit die Qualität und Lösungskompetenz aller Partner – genau das also, was wir alle angesichts der globalen Herausforderungen, vor denen wir gemeinsam stehen, benötigen.

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