„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Die 41. Ausgabe kommt von Georg Huber.
Ein optimistischer Blick nach vorn ist in der Wasserwirtschaft nicht nur angebracht, sondern essenziell. Angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Urbanisierung und Ressourcenschwund wird die Bedeutung einer nachhaltigen Wasser- und Abwasserbewirtschaftung immer deutlicher. Die mechanische Abwasserreinigung nimmt dabei eine zentrale Rolle ein: Sie schützt nicht nur unsere Gewässer, sondern leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur effizienten Ressourcennutzung – eine Zielsetzung, die durch europäische und nationale Vorgaben zunehmend gestärkt wird.

Fortschritte und regulatorische Impulse in der Abwasserreinigung
Die technologische Entwicklung in der mechanischen Abwasserreinigung hat in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte gemacht. Neue Verfahren zur Mikroplastikentfernung, der Einsatz energieeffizienter Komponenten und KI-gestützte Prozesssteuerungen erhöhen die Effizienz und senken Betriebskosten.
Getrieben wird diese Entwicklung einerseits durch den Wettbewerb, aber auch durch die EU-Abwasserrahmenrichtlinie (KARL) und das deutsche Wasserhaushaltsgesetz (WHG). Beide setzen klare Akzente; sie zielen darauf ab, Schadstoffe konsequenter zu entfernen, Energieverbrauch zu minimieren und Kreislaufwirtschaft zu fördern.
Ein Beispiel ist die gesetzlich verankerte Rückgewinnung von Phosphor. Die Einführung der Klärschlammverordnung in Deutschland hat diesen Prozess deutlich beschleunigt. Moderne Kläranlagen entwickeln sich so zu multifunktionalen Ressourcenzentren, die nicht nur Schadstoffe eliminieren, sondern auch Sekundärrohstoffe bereitstellen. Dies ist ein bedeutender Schritt hin zu einer zirkulären Wirtschaft, der ökologische und ökonomische Vorteile intelligent miteinander verbindet.
Digitalisierung als Innovationstreiber
Die fortschreitende Digitalisierung eröffnet der Wasserwirtschaft immense Potenziale. Smarte Sensorik und KI-basierte Überwachungssysteme ermöglichen eine Echtzeitkontrolle der Prozesse. Diese Technologien, die zunehmend in internationalen Standards und regulatorischen Rahmenwerken verankert werden, helfen dabei, Störungen frühzeitig zu erkennen und Betriebskosten weiter zu reduzieren. Gleichzeitig schaffen digitale Tools die Grundlage für eine ressourcenschonendere und klimaresiliente Wasserwirtschaft.
Die Anpassung an regulatorische Anforderungen, wie die Überwachung von Schadstoffemissionen oder die Dokumentation von Effizienzsteigerungen, wird durch digitale Lösungen deutlich erleichtert. Damit fungiert die Digitalisierung nicht nur als Treiber technologischer Innovation, sondern auch als Antwort auf zunehmend komplexe gesetzliche Vorgaben.
Globale Herausforderungen, deutsche Lösungen
Die deutsche Wasserwirtschaft genießt weltweit einen hervorragenden Ruf – dank ihres umfangreichen Know-hows und innovativer Technologien. Diese Stärken eröffnen uns die einzigartige Gelegenheit, eine Vorreiterrolle einzunehmen und gleichzeitig global Verantwortung zu tragen. Zahlreiche Projekte von Mitgliedern der GWP belegen eindrucksvoll, wie deutsche Ingenieurskunst zur Bewältigung weltweiter Herausforderungen beiträgt.
Besonders in schnell wachsenden urbanen Regionen spielt die Zukunft der Abwasserreinigung eine entscheidende Rolle. Prognosen zufolge werden bis 2050 rund 70 % der Weltbevölkerung in Städten leben – eine Entwicklung, die dringend großflächig einsetzbare und innovative Lösungen erfordert. Megastädte wie Lagos oder Jakarta stehen bereits heute vor enormen Herausforderungen in der Wasser- und Abwasserbewirtschaftung. Hier können deutsche Technologien und Konzepte, wie energieeffiziente Kläranlagen oder ressourcenschonende Reinigungssysteme, entscheidende Fortschritte ermöglichen und nachhaltige Verbesserungen schaffen.
Verantwortung als Motor für Innovation und Nachhaltigkeit
Neben den technischen Fortschritten und wirtschaftlichen Chancen dürfen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung nicht aus den Augen verlieren. Die Wasserwirtschaft spielt eine zentrale Rolle bei der Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Sie trägt maßgeblich dazu bei, den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäreinrichtungen zu sichern, Ökosysteme zu schützen und den Klimawandel zu bekämpfen. Unsere Branche steht im Herzen dieser Herausforderungen – und zugleich in der Verantwortung, nachhaltige Lösungen aktiv mitzugestalten.
Verantwortung zu übernehmen bedeutet, innovative Lösungen zu entwickeln, die ökologische und ökonomische Ziele vereinen. Dies zeigt, dass nachhaltiges Handeln nicht im Widerspruch zu wirtschaftlichem Erfolg steht, sondern diesen langfristig sichert.
Eine Branche mit Potenzial und Perspektive
Die Herausforderungen der Wasserwirtschaft sind komplex, doch die Chancen, die sie bietet, sind ebenso vielfältig. Mit technologischen Innovationen, einer klaren Ausrichtung, auch an regulatorischen Rahmenbedingungen, und einem starken internationalen Engagement hat die deutsche Wasserwirtschaft das Potenzial, ein wichtiger Akteur in einer nachhaltigeren Welt zu sein.
German Water Partnership (GWP) nimmt hierbei eine zentrale integrative Rolle ein. Als Brückenbauer zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik fördert sie den internationalen Austausch und die Kooperation – und leistet so einen entscheidenden Beitrag zur Gestaltung einer lebenswerten Zukunft. Denn die Wasserwirtschaft ist nicht nur der Schlüssel zu sauberem Wasser und gesunden Ökosystemen, sondern auch zu einer nachhaltigen globalen Entwicklung.