„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie monatlich aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Die 44. Ausgabe der Reihe übernimmt Dr.-Ing. Shahrooz Mohajeri.

Wasser ist nicht nur eine lebenswichtige Ressource – es ist ein Schlüsselfaktor für Frieden, wirtschaftliche Entwicklung und globale Stabilität. Seine zentrale Bedeutung tritt heute, mehr denn je, in internationalen Konflikten zutage. Ob am Nil, im Nahen Osten oder in Zentralasien – weltweit wird deutlich, dass Wasser zunehmend zu einem geopolitisch umkämpften Gut wird. Der Zugang zu Wasser und dessen Verteilung entwickeln sich vielerorts zu Fragen von strategischer Bedeutung und Machtpolitik.
Wasser als Machtfaktor: Geopolitische Spannungen rund um den Globus
In zahlreichen Konflikten spielt Wasser eine wachsende Rolle – nicht nur als Streitpunkt, sondern auch als Mittel der Machtausübung. Ein aktuelles Beispiel liefert der Konflikt zwischen Indien und Pakistan: Indiens Premierminister Narendra Modi kündigte an, das Wasser des Indus künftig vollständig für den eigenen Fortschritt nutzen zu wollen. „Indiens Wasser wird künftig für Indiens Fortschritt verwendet. Es wird für unser Land konserviert und genutzt“, erklärte er in einer Fernsehansprache. Pakistan reagierte prompt und drohte im Falle einer Umsetzung dieser Pläne mit einem Atomschlag – ein dramatischer Beleg dafür, welch explosives Potenzial der Kampf ums Wasser in sich trägt.
GWP stellt, wie bereits im vergangenen Jahr, auf seiner Jahreskonferenz am 25. Juni 2025 wiederholt die Frage nach der Verantwortung. Unter dem Motto Global Water Responsibility – Made in Germany? soll gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutiert werden, welchen Beitrag Deutschland zur Bewältigung der globalen wasserwirtschaftlichen Herausforderungen leisten kann – und wie dieser Beitrag weiter ausgebaut werden kann.
Globale Wasserkrisen verschärfen sich – Handlungsdruck wächst
Die enorme Wichtigkeit der Frage nach globaler Verantwortung für das Wasser liefert der Bericht des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) aus dem Jahr 2024 mit dem Titel „Wasser in einer aufgeheizten Welt“. Er zeigt auf, dass der Klimawandel und die zunehmende Übernutzung von Wasserressourcen weltweit zu einer dramatischen Verschärfung der Wasserkrisen führen. Laut dem Bericht entfallen heute 72 Prozent der weltweiten Süßwasserentnahmen auf die Landwirtschaft, und die Bewässerungsbedürftigkeit wird voraussichtlich noch zunehmen beziehungsweise sich auf weitere Kulturen ausweiten. Insgesamt wird ein Anstieg der globalen Wassernachfrage um 20 bis 30 Prozent bis 2050 prognostiziert, insbesondere durch die sich verändernden klimatischen Bedingungen und den wachsenden Wasserbedarf in Schwellenländern.
Die globalen Wasserkreisläufe sind nicht mehr stabil. Extreme Ereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und Wasserknappheit bedrohen zunehmend die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen und bedrohen ganze Regionen. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Anteil, der von extremer Dürre betroffenen Landflächen von 18 Prozent in den Jahren 1951 bis 1960 auf mittlerweile 47 Prozent erhöht, was den dringenden Handlungsbedarf unterstreicht. Auch die Wasserversorgung in großen Metropolen steht unter Druck – die Wasserkrise in Kapstadt, bei der die Stadt zwischen 2015 und 2018 fast ohne Wasser auskommen musste, ist nur ein Beispiel aus dem WBGU-Bericht.
In diesem Kontext fordert der Wissenschaftliche Beirat ein klimaresilientes Wassermanagement, das in der Lage ist, flexibel auf die sich ändernden Bedingungen zu reagieren und sowohl blaues als auch grünes Wasser in Lösungssysteme zu integrieren. Diese Herausforderung geht weit über technologische Lösungen hinaus – es braucht auch politische und strategische Partnerschaften, um eine nachhaltige, resiliente Wasserwirtschaft weltweit zu fördern.
Deutschlands Verantwortung: Innovationen und Partnerschaften für die Wasserzukunft
Deutschland hat in der globalen Wasserwirtschaft eine Schlüsselrolle inne. Unsere Technologie, unsere Innovationskraft und unser Wissen im Bereich des Wassermanagements sind weltweit gefragt. Doch die internationalen Rahmenbedingungen, die auch durch den Klimawandel und geopolitische Spannungen geprägt sind, stellen neue Anforderungen an uns. Der WBGU fordert in seinem Bericht eine verstärkte Zusammenarbeit auf internationaler Ebene, um Wassernotlagen frühzeitig zu erkennen und geeignete Resilienzstrategien zu entwickeln.
Die Frage, die wir uns stellen müssen, lautet daher: Wie können wir als deutsche Wasserwirtschaft stärker in die internationale Diskussion eingebunden werden, und wie können wir den Export unserer Lösungen noch weiter vorantreiben? Es braucht eine enge Verzahnung von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, um die richtigen Rahmenbedingungen für die Wasserwirtschaft von morgen zu schaffen.
German Water Partnership (GWP) versteht sich als Brücke zwischen diesen verschiedenen Sektoren und als Treiber für eine nachhaltige und zukunftsfähige Wasserwirtschaft mit möglichst viel „made in Germany“ weltweit. Die kommende Jahreskonferenz am 25. Juni 2025 im Umweltforum in Berlin wird eine exzellente Gelegenheit sein, diese Themen weiter zu vertiefen und die Unternehmen und wissenschaftlichen Institute der deutschen Wasserwirtschaft als globale Akteure zu positionieren.
In diesem Sinne freue ich mich auf eine spannende und ergebnisreiche Diskussion.