Neue Zölle, neue Strategien: Herausforderungen für die deutsche Wasserwirtschaft in den USA | Die Vorstandskolumne

„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie monatlich aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Die 43. Ausgabe der Reihe übernimmt Dr.-Ing. Michael Kuhn.

Dr.-Ing. Michael Kuhn, Geschäftsführer von KUHN GmbH und Vorstandsmitglied © KUHN GmbH

Die USA importierten im Jahr 2022 Wasserwirtschaftstechnologien im Wert von 11,6 Mrd. € aus aller Welt. Damit sind sie das bedeutendste Abnehmerland weltweit (Marktprofil Wasserwirtschaft, UTBW). Aktuellere Zahlen zeigen, dass Deutschland im Jahr 2024 Apparate zum Filtern und Reinigen von Wasser (HS-Code 842121) im Wert von 115 Mio. € in die USA geliefert hat (VDMA). Diese beiden Zahlen lassen sich nur bedingt vergleichen, lassen aber auf die Größe und die Bedeutung des amerikanischen Wassermarktes schließen.

Mit der Erklärung eines nationalen Notstandes kündigte der amerikanische Präsident Donald Trump in der Executive Order vom 2. April 2025 einen Basiszoll von 10% auf alle Importe an. Zusätzlich sollen für Importe in die USA für die einzelnen Exportstaaten unterschiedlich hohe Zölle erhoben werden. Für Importe aus Europa in die USA wurden durch eine nach Meinung vieler Experten unzutreffende Verhältnisrechnung 39% Zölle ermittelt. Als Ausgleich dieser vermeintlichen Ungleichheit wurden für europäische Exporte in die USA reziproke Zölle von 20% angekündigt. Diese zusätzlichen Zölle wurden kurz danach für 90 Tage ausgesetzt. Trump will mit diesen reziproken Zöllen erreichen, dass Unternehmen ihre Produktion in die USA verlagern. Ob und wie schnell diese bisher importierten Produkte in den USA gebaut werden können, wird sich zeigen. Ich vermute, dass diese Transformation, wenn sie überhaupt im von Trump prognostizierten Maße eintritt, einige Zeit dauern wird.

Da diese Zölle aber von den Importeuren zu bezahlen sind, erhöhen sie die Kosten der Produkte und damit die Inflation in den USA. Es bleibt abzuwarten, wie sich die in Gang gesetzte Preisspirale weiterentwickelt und welche Auswirkungen sich für die Weltwirtschaft ergeben werden. Insbesondere die gegenseitigen Zollsteigerungen zwischen den USA und China geben Anlass zu großer Sorge. Kurzfristig haben deshalb Berechnungen über Markt- und Preisentwicklungen aus meiner Sicht wenig Aussagekraft.

In der deutschen Wasserwirtschaft gibt es bereits viele Unternehmen, die eine Produktion in den USA aufgebaut haben. Damit haben diese einen echten Wettbewerbsvorteil. Dies gilt aber nur, wenn die eingesetzten Vorprodukte aus den USA stammen. Denn alle aus dem Ausland importieren Waren (zum Beispiel elektronische Bauteile), sind ebenfalls von diesen Zöllen betroffen.

Es gibt jedoch viele, gerade kleinere Unternehmen, die keine Fertigung in den USA haben und deren amerikanische Geschäftspartner deshalb direkt von den zusätzlichen Zöllen betroffen sind. Für diese deutschen Unternehmen kann eine deutliche Preiserhöhung zu empfindlichen Reduzierungen der Exporte in die USA führen. Je nach dem Anteil des US-Geschäftes am Gesamtexport kann dies zu massiven Auswirkungen auf Auslastung und Ertrag führen. Ich persönlich habe mit meinen Geschäftspartnern in den USA einen Besuch im Mai vereinbart. Wir wollen dann mögliche Szenarien durchspielen und die sich daraus abzuleitenden Entscheidungen diskutieren. Wie bei dem schon bisher geltenden Buy American Act und auch dem Buy America Act ist eine schnelle Umsetzung im wasserwirtschaftlichen Bereich nicht zu erwarten.

Durch die sehr engen Beziehungen von German Water Partnership (GWP) zu den relevanten Bundesministerien stehen der Geschäftsstelle stets aktuelle Informationen zur Verfügung. Durch ein starkes Partnernetzwerk vor Ort bleiben GWP-Mitglieder immer up to date, ob bei wichtigen Messen, Events oder neuen Entwicklungen.

Und für alle, die sich auf Grund der Unsicherheiten mit dem USA-Geschäft breiter aufstellen wollen, stehen sowohl die GWP-Geschäftsstelle wie auch die Regionalforen gerne für den Erfahrungsaustausch und die aktive Unterstützung bei der Markterschließung zur Verfügung.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass Trumps Zollpolitik sehr wahrscheinlich auch Auswirkungen auf die deutsche Wasserwirtschaft haben wird. Wie sich die Preise und Exportzahlen langfristig entwickeln werden, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht seriös abschätzen. Genau diese Kombination aus Gewissheiten und Unsicherheiten stellt deutsche Wasserwirtschafts-Unternehmen vor die Herausforderung, schon heute Maßnahmen für eine offene Zukunft im Exportgeschäft mit den USA zu ergreifen.