Auf zu neuen Ufern: mein interner Wechsel bei Siemens und neue Potenziale für die weitere Zusammenarbeit | Die Vorstandskolumne

„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Die 46. Ausgabe der Reihe übernimmt Anja Eimer.

Anja Eimer, GWP-Vorstandsmitglied

Die Verfügbarkeit von sauberem Wasser wird in Politik und Öffentlichkeit zunehmend als kritisches Thema wahrgenommen. Neben Klimawandel, Urbanisierung und demografischen Veränderungen setzen vermehrt auch weltpolitische Ereignisse die Wasserinfrastruktur unter Druck.

Als Vorstandspatin des Regionalforums EECCA (Eastern Europe, Caucasus and Central Asia) erfüllt es mich mit besonderem Stolz, dass wir ein Projekt initiieren konnten, um den Wiederaufbau der Wasserversorgung in der Ukraine zu unterstützen. Gemeinsam mit dem Mykolaiv Water Hub und der Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) haben wir im Rahmen des Regionalforums eine Projektgruppe etabliert. Diese widmet sich im Austausch mit verschiedenen ukrainischen Vodokanals (Betreibern) dem gezielten Wissens- und Technologietransfer in den Bereichen Wasser- und Abwasserwirtschaft, zukunftsfähige kommunale Infrastrukturen, Energieeffizienz und Klimaschutz. Kernziel des Vorhabens ist es, einen Beitrag der deutschen Wasser- und Abwasserwirtschaft zum Wiederaufbau, zur Kapazitätsanpassung und Modernisierung der durch den Krieg in der Ukraine betroffenen und zerstörten Wasserinfrastruktur zu leisten. Dies bietet eine gute Gelegenheit, innovative Lösungen für eine ressourcenschonende, effiziente und sichere Wasserversorgung zu implementieren. Hier spielen neben Automatisierung vor allem die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) eine Schlüsselrolle. Das Projekt zielt darauf ab, neben einer Analyse der aktuellen Bedarfe, ein zukunftsfähiges Modell einer modernen Wasserinfrastruktur für die Ukraine zu entwickeln. Um die unterschiedlichen Begebenheiten und Anforderungen der verschiedenen Vodokanals zu berücksichtigen, werden wir mit Archetypen arbeiten und Fachkräfte aus der ukrainischen und deutschen Wasserwirtschaft in die Bearbeitung einbinden.

Im Regionalforum EECCA wird besonders Wert daraufgelegt, die Mitglieder von German Water Partnership (GWP) bei der Erschließung der Marktpotenziale in Osteuropa, dem Kaukasus und Zentralasien zu unterstützen. Dafür organisiert das Forum regelmäßig Delegationsreisen im Rahmen des Markterschließungsprogramms (MEP) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE). Im September nahmen sieben GWP-Mitgliedsunternehmen an einer Geschäftsanbahnungsreise nach Astana und Almaty teil, bei der sie umfassende Einblicke in den kasachischen Wassermarkt erhielten und ihr Produkt- bzw. Dienstleistungsportfolio vor Fachpublikum und Entscheidungsträgern präsentierten. Für 2026 ist eine Delegationsreise nach Aserbaidschan geplant.

Anja Eimer mit Kolleginnen und Kollegen von Siemens Digital Industries Sweden and Nordics © Siemens

Neben dem Regionalforum EECCA möchte ich in dieser Kolumne auch auf das neu etablierte Regionalforum Europa eingehen. Hintergrund ist mein Stellenwechsel innerhalb von Siemens in die nordischen Länder. Zum 1. Oktober 2025 übernehme ich die Verantwortung für das Industriegeschäft in Skandinavien, dem Baltikum und Island. Daher freue ich mich darauf, in Zukunft die Aktivitäten der deutsch-nordischen Zusammenarbeit in der Wasserwirtschaft zu fördern. Insbesondere bei der Umsetzung der EU-Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) sehe ich einen Mehrwert in einem länderübergreifenden Austausch der Wasserwirtschaften. Die Richtlinie ist seit dem 1. Januar 2025 in Kraft und die Umsetzung in nationales Recht ist im Gange. Besonders die Herstellerverantwortung bedarf in der Umsetzung noch weiterer Klärung – hier kann ein gemeinsames Erarbeiten von Lösungsansätzen dazu beitragen, den Prozess zu beschleunigen.

Die skandinavischen Länder gelten allgemein als Innovationsführer und sind in vielen Industrien und Bereichen, besonders bei digitalen Technologien, bereits einen Schritt voraus. Auch in der Wasserindustrie hat Siemens bereits erfolgreiche Digitalisierungsprojekte umgesetzt, zum Beispiel in der Anwendung von intelligenten Software-Lösungen zur Leckagedetektion. Darin sehe ich beispielsweise die Chance, von schwedischen Versorgern zu lernen, welche Vorteile der Einsatz digitaler Technologien bietet und welche Faktoren für eine erfolgreiche Umsetzung entscheidend sind. Um diesen Austausch zu intensivieren, nahm unser Vorstandsvorsitzender Ingo Hannemann im Oktober an der diesjährigen Vatten 2025 in Göteborg teil – der Leitmesse der schwedischen Wasser- und Abwasserindustrie. Sie bot eine ideale Plattform, um das GWP-Netzwerk im skandinavischen Raum weiter auszubauen.

Abschließend bin ich außerordentlich erfreut mitzuteilen, dass ich mein Vorstandsmandat bis zum Ablauf der aktuellen Legislaturperiode fortführen werde. Wir befinden uns in einer äußerst dynamischen Zeit voller Herausforderungen und Chancen, und ich freue mich darauf, die Aktivitäten von GWP nun aus dem Ausland heraus weiterhin aktiv zu unterstützen. Meine Überzeugung bleibt unverändert: digitale Technologien sind der Schlüssel, um die Wasserinfrastruktur nachhaltiger, effizienter und resilienter zu gestalten. Gemeinsam können wir eine Zukunft formen, in der sauberes Wasser für alle zugänglich ist.