Marktchancen im Wandel nutzen | Die Vorstandskolumne

„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Die 23. Ausgabe der Reihe übernimmt Dr.-Ing. Gerd Sagawe.

Nichts ist stetiger als der Wandel. Wir müssen uns bei den enormen Herausforderungen mit der Energieversorgung, dem Klimawandel, den internationalen Spannungen und den Engpässen bei den Lieferketten auch konzentrieren, die einhergehenden Chancen zu erkennen und zu ergreifen.

Dr.-Ing. Gerd Sagawe, GWP-Vorstandsmitglied

Märkte im Wandel

Wir erleben eine Zeit mit großen Veränderungen. Die internationalen Märkte wandeln sich. In einigen Ländern beobachten wir eine zunehmende Eigenpositionierung im globalen Wettbewerb bis hin zur Deglobalisierung und zum Protektionismus. Geschäftspartner mit hochwertigen Technologien und Produkten, Verlässlichkeit, Markterfahrung und Anwendungskompetenz verbunden mit der Fähigkeit für individuelle Herausforderungen passende Lösungen zu finden, sind jedoch weiterhin sehr gefragt. Hier sehe ich eine besonders gute Aufstellung bei vielen Mitgliedsunternehmen von German Water Partnership (GWP). Qualität „Made in Germany“ ist eine lang aufgebaute Marke, aber wir müssen unsere Hausaufgaben weiter machen.

Nachhaltigkeitsziele der Industrie

Nachhaltigkeitsziele rücken bei vielen produzierenden Unternehmen immer mehr in den strategischen Fokus der Unternehmensleitung. Investitionen für Umwelttechnik, Klimaneutralität, Unabhängigkeit von Rohstoffen, Energie- und Wasserverfügbarkeit sowie für die Ausgewogenheit von wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Verantwortung sind entscheidend für die eigene Existenz und das Image eines Unternehmens geworden. Technologien zum Schließen von Wasser- und Rohstoffkreisläufen sowie energieeffiziente Lösungen werden bedeutsamer –auch für die Produktion.

Dr. Christoph Blöcher (Covestro Deutschland AG), Dr. Thomas Track (DECHEMA) und Dr. Gerd Sagawe (GWP Vorstand) bei der WavE II mit 160 Teilnehmenden © DECHEMA 2023

Gerade die Veränderungen im Energiemarkt und der Klimawandel mit zunehmenden Trockenperioden, sogar in Deutschland, sorgen für ein Umdenken bei Konzepten zur Versorgungssicherheit mit Wasser und zum Beispiel bei der Nutzung von Kühlwasser. In einer Plenumsdiskussion zum Thema „ Wasserstress in der deutschen Industrie“ bei der Statuskonferenz der BMBF-Fördermaßnahme Wassertechnologien: Wiederverwendung (WavE II) bei der DECHEMA, die ich leiten durfte, wurde mit rund 160 interessierten Teilnehmenden die Bedeutung des Themas hervorgehoben und Lösungskonzepte mit Industrie und Wissenschaft intensiv diskutiert.

Neue Märkte durch Elektromobilität, Wasserstofftechnik und Aquakultur

Bei dieser Entwicklung entstehen auch neue Marktchancen für die Wasser- und Abwassertechnik, wie zum Beispiel im Bereich Wasserstofftechnik, Elektromobilität und Aquakulturen. Um einen besseren Zugang zu den Märkten zu erhalten, sind Aquakultur und Wasserstoff derzeit Fokusthemen beim Arbeitskreis Industriewasserwirtschaft, auch auf der nächsten AK Sitzung am 11. Mai 2023 bei KAESER Kompressoren SE in Coburg. Für den Marktzugang zu Aquakulturen engagierten sich beim letzten Treffen allein 40 Teilnehmende mit interessanten Vorträgen und spannenden Diskussionsbeiträgen.

AK Industriewasser mit Fokusthema Aquakulturen bei HUBER SE © GWP 2023

Marktzugänge durch Industrial Dialogues und Industriewasserkompendium

Was mich bei GWP im vergangenen Jahr am meisten gefreut hat, ist die Resonanz auf das Engagement der Akteure im Arbeitskreis Industriewasserwirtschaft, die sich bei der Erschließung von Marktzugängen durch das Industriewasserkompendium und die Industrial Water Dialogues in Ägypten und Indien, gefördert durch die Exportinitiative Umweltschutz – GreenTech „Made in Germany“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, eingebracht haben. Beispielhaft nenne ich gerne die Reaktion eines Mitgliedsunternehmens:

„Ich kann die Teilnahme am Format Greendustrial Dialogues absolut empfehlen. Allein durch die B2B-Gespräche konnten wir insgesamt 15 neue Projekte mit einem Auftragspotenzial von über 3,5 Millionen Euro generieren. Auch die Qualität der Vorträge, die Teilnahme des Wasserministers und die Listung beim Entwicklungsministerium als Systemlieferant haben aus unserer Sicht zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen.“ – Markus Leidinger, Aerzen GmbH, über den Erfolg der Greendustrial Dialogues Ägypten.

Greendustrial Dialogues Ägypten © GWP 2022

Wenn wir weiterhin internationale Anwender mit unseren Mitgliedern mit diesem Erfolg zusammenbringen, sind wir mit unserer Netzwerkarbeit gut aufgestellt. Mitmachen lohnt sich.

Fachkräftemangel

Eine unserer wachsenden Sorgen bleibt der Fachkräftemangel. Wir müssen uns mit Nachdruck um den Zugang zu internationalen Fachkräften kümmern und Bürokratien abbauen. Zudem müssen wir uns mehr für die Ausbildung von Fachleuten engagieren, die bereit sind anzupacken, ihr Handwerk verstehen, sich in digitaler Umgebung zurechtfinden und bereit sind zu reisen und Verantwortung zu übernehmen. Leider beobachte ich all zu oft, dass Unternehmen in ihrem Wachstum eher durch den Zugang zu guten Fachleuten als durch Märkte limitiert sind. Das ist eine gemeinsame Aufgabe von uns allen, bei der sich auch unsere Mitgliedsunternehmen bei GWP einbringen können.

Jubiläums-Jahreskonferenz und Mitgliedersammlung am 20./21.06.2023

Ganz besonders freue ich mich, möglichst viele Mitglieder auf der diesjährigen Jahreskonferenz in Berlin zu treffen, um über die vorangestellten Themen zu diskutieren. Mit Herrn Greifeneder haben wir einen neuen Geschäftsführer, der viele der genannten Themen aus der Verbandsarbeit, Wirtschaft und Politik kennt. Viel Erfolg wünsche ich Ihm mit seinem Team aus der Geschäftsstelle bei der weiteren Entwicklung von German Water Partnership und der Erschließung weiterer Marktchancen.

Gute Gespräche in lockerer und schöner Atmosphäre auf der Jahreskonferenz im dbb forum Berlin wünsche ich uns allen und alles Gute!

Gerd Sagawe