Behandlung von Industriewasser – Wachstumsmarkt für Produkte, Dienstleistungen und intelligente Lösungen | Die Vorstandskolumne

„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie monatlich aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Die siebte Ausgabe kommt von Dr.-Ing. Gerd Sagawe.

Im Markt der Wasser- und Abwasserbehandlung können wir gesellschaftlich und politisch angestrebte Nachhaltigkeitsziele frühzeitig erkennen und mitprägen.

Gerd Sagawe, GWP-Vorstandsmitglied

Verantwortung für Wasser, Umwelt und Nachhaltigkeit

Die damit verbundene Verantwortung für Umwelt- und Klimaschutz führt gerade im Industriewasserbereich zu einer engen Zusammenarbeit mit Partnern der Industrie und Lieferanten. Nur dort, wo eine Bereitschaft zur Investition besteht, lassen sich entsprechende Ziele umsetzen. Für viele Unternehmen ist nachhaltiges Produzieren und Investieren in Umwelttechnik jedoch zu einem Teil der Unternehmensstrategie geworden und hat somit Einfluss auf die Marke und das Image. Wasserkreisläufe zu schließen, das Gewinnen von Wertstoffen aus Wasser oder z.B. die Nutzung von Reststoffen in Biogasanlagen wird auch international zunehmend praktiziert, sicher ebenfalls als Folge von politischen und gesellschaftlichen Initiativen. Dieser Trend ist nicht nur eine Marktchance für unser Netzwerk bei German Water Partnership – er ist auch eine Folge von eigener Überzeugung und Umsetzungswillen vieler Unternehmerinnen und Unternehmer sowie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeichnen uns aus

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Branche haben bewusst ihre Ausbildung oder ihr Studium im Umweltbereich gewählt. Das internationale Image für Wasser- und Umwelttechnik „Made in Germany“ mit verlässlicher Technik und Lösungen höchster Qualität bleibt ein wertvolles Gut und sollte gemeinsam weiter ausgebaut werden. Unternehmen, die sich hier besonders hervorheben, haben auch beim Zugang zu den besten Fachkräften die Nase vorne und damit die größten Chancen, weitere Innovationen und Marktnischen zu erschließen. Das Engagement für Klima und Umwelt ist gerade bei der jüngeren Generation und den Nachwuchskräften enorm hoch. In der Wasser- und Abwasseraufbereitung sind wir meistens nicht durch die Größe der Wassermärkte limitiert, die Herausforderung liegt eher im Aufbau erfolgreich agierender Teams aus engagierten, erfahrenen und qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und diese marktorientiert zu entwickeln. Das Finden und die Weiterbildung von Fachkräften, gerade bei internationalen Geschäften und fortschreitender Digitalisierung, stellt demnach eine zunehmende Hürde dar. Wir benötigen daher flexiblere und effektivere Personalstrategien sowie mehr Engagement der Unternehmen für unser heutiges und zukünftiges Personal. Die Netzwerkarbeit von German Water Partnership bietet gerade hier Potential, über den eigenen Tellerrand zu schauen und sich mit Partnern gemeinsam weiter zu entwickeln. Das Engagement für qualifizierte Bildungspartnerschaften des Arbeitskreises Betrieb und Bildung und das große Interesse von vielen Mitgliedern von GWP hieran ist besonders hervorzuheben.

Der Industriewassermarkt wächst weiter

Für die Behandlung von industriellen Prozess- und Abwässern nehmen die Anforderungen international weiterhin zu. Neben behördlichen Regelungen und wachsenden Reinheitsanforderungen – wie z.B. in der Halbleiterindustrie – spielen das Eigenengagement von Unternehmen für eine nachhaltigere Produktion und die öffentliche Wahrnehmung mit schneller Kommunikation über soziale Medien eine wesentliche Rolle, wenn es um Investitionen in Umwelttechnik geht. Der Bedarf an ressourcensparenden Technologien zur Wasser- und Abwasserbehandlung und wirtschaftlichen Lösungen zur Kreislaufschließung für Wasser, Wertstoffe und Energie nimmt kontinuierlich zu.

AK Industriewasser mit guten Verbandsnetzwerken

Im Arbeitskreis Industriewasserwirtschaft werden seit über 10 Jahren gemeinsame Potentiale aufgegriffen und vor allem durch Netzwerkbildung bis hin zu international agierenden Industrieunternehmen erschlossen. Die Zusammenarbeit mit den Industrieverbänden VDMA aus dem Bereich des Maschinenbaus und DECHEMA/ ProcessNet mit Mitgliedsunternehmen der Pharma-, Chemie- und Biotechnologiebranche ist sehr fruchtbar und fördert die Diskussion mit Partnern aus der produzierenden Industrie. Auf dieser Basis lassen sich neue Lösungen und Technologien praxisnah entwickeln.

Industriefabrik: Wasserkreislauf (c) EnviroChemie GmbH 2010

Ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit von Zusammenarbeit ist die fortschreitende Digitalisierung der Prozessindustrie mit allen Herausforderungen und Chancen für die Industriewassertechnik. Hier besteht auch für unsere Industriepartner großes Interesse und Handlungsbedarf, gemeinsam neue Konzepte zu entwickeln – eine gute Chance, neue Geschäftsmodelle einzugehen. Die interdisziplinäre Kooperationsbereitschaft zeigt sich auch durch die enge Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Wasser 4.0 von GWP, zum Beispiel durch gemeinsame Sitzungen der Arbeitskreise und eine enge Abstimmung auf Leitungsebene.

Industriewasserkompendium

Derzeit erarbeitet der Arbeitskreis Industriewasserwirtschaft ein ca. 120-seitiges Industriewasserkompendium, mit dem Ziel, die Herausforderungen verschiedener Industriesektoren in der MENA-Region und in Indien zu beschreiben. Mitgliedsunternehmen und Akteure aus dem Arbeitskreis haben ihre Lösungsansätze durch ihre Präsentation der in den Regionen realisierten nachhaltigen Wasserprojekte als Best Practice Projekte eingebracht. Abgerundet wird das Kompendium durch einen Überblick über die regionale Situation und Lösungsansätze für die verschiedenen Industriebranchen. Dieser Leitfaden für Anwender und Entscheidungsträger in den Regionen sowie Technologieanbieter dient dem Erfahrungsaustausch und bietet eine gemeinsame Basis für weiterführende Gespräche unserer Mitgliedsunternehmen mit potentiellen Industriekunden. Mehrere internationale Workshops zusammen mit Akteuren aus Indien und der MENA Region werden in diesem Rahmen organisiert.

Das öffentlich geförderte Projekt ist Teil des Globalvorhabens der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zur Unterstützung der Exportinitiative Umwelttechnologien des BMU. Unter Federführung des Arbeitskreises Industriewasserwirtschaft läuft das Projekt seit März 2020 und wird voraussichtlich bis Jahresende 2021 abgeschlossen werden. Die Projektleitung hat Herr Markus Winter von der GWP-Geschäftsstelle übernommen. Wir bedanken uns gemeinsam bei allen mitwirkenden Mitgliedsunternehmen, insbesondere bei Frau Lena Heinrich für wesentliche Teile der Projektumsetzung und dem Vorstandsmitglied Prof. Sven-Uwe Geißen für das stetige Engagement, die wertvollen Beiträge und damit auch die Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Innovation & Wissenschaftskooperation.

Wie auch die im Industriewasserkompendium vorgestellten Praxisbeispiele zeigen, folgen wir bei der industriellen Wasser- und Abwasserbehandlung den Wünschen und Vorstellungen unserer Industriekunden und müssen uns jederzeit flexibel und engagiert auf stetige Marktveränderungen einstellen.