„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Die 34. Ausgabe der Reihe übernimmt Anja Eimer.

Sauberes Wasser ist eine unserer kostbarsten Ressourcen, doch der Druck auf die Wasserinfrastruktur steigt durch Klimawandel, Urbanisierung und demographische Veränderungen stetig an. Die Wasser- und Abwasserwirtschaft steht vor der Herausforderung, innovative Lösungen zu finden, um eine ressourcenschonende, effiziente und sichere Wasserversorgung zu gewährleisten. Hier kommen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel.
Herausforderungen der Wasserwirtschaft
Die letzten Monate haben deutlich gemacht, dass traditionelle Herangehensweisen überdacht werden müssen. Überschwemmungen, gestörte Lieferketten und steigende Energiekosten betreffen auch die Wasserwirtschaft. Um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, bedarf es eines Umdenkens in allen Lebensbereichen, einschließlich der Wasserindustrie. Zudem erschwert der demografische Wandel die Rekrutierung von Fachkräften, was neue Ideen erfordert.
Die strukturelle und informationstechnische Vernetzung von Wasserbedarf und -strömen bietet eine Antwort auf diese Herausforderungen. Durch digitale Lösungen können Einsparungen und Optimierungen in vielen Bereichen realisiert werden. Von bedarfsgesteuerter Pumpensteuerung bis hin zur intelligenten Leckagedetektion mithilfe von KI-Anwendungen – die Digitalisierung und KI ermöglichen Effizienzsteigerungen und Ressourcenschonung.
Wasser 4.0

Wasser 4.0 ist dabei ein zentraler Ansatz. In Zusammenarbeit mit German Water Partnership e.V. (GWP) freue ich mich als Siemens, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz für eine flexible und wettbewerbsfähige Wasserwirtschaft zu nutzen und gemeinsam die dafür notwendigen Technologien voranzubringen. Im Rahmen des Arbeitskreises Wasser 4.0 haben Siemens und die TU Berlin einen intelligenten Pumpenversuchsstand entwickelt, der eine nahtlose Integration von realem Anlagenbetrieb und Simulation ermöglicht. Das Ziel ist es, bestehende Anlagen durch verbesserte Nutzung, Flexibilität und Effizienz zu optimieren. Durch die Vernetzung von Systemen und die Anwendung neuer Datenanalysemethoden soll Betrieb und Wartung weiter optimiert werden – ein entscheidender Schritt auf dem Weg in die digitale Ära. Diese Initiative ist nur ein Baustein von vielen, die ein umfassendes Bild ergeben werden und weitreichende Lösungen jenseits der aktuellen Anwendungsbereiche bieten. Das Projekt an der TU Berlin verdeutlicht einen weiteren wichtigen Aspekt: Partnerschaften und Zusammenarbeit spielen eine entscheidende Rolle bei der Digitalisierung, nicht nur in der Wasserwirtschaft.
Länderpatenschaft Ukraine – Ein Meilenstein in der Zusammenarbeit
Ein bedeutender Meilenstein in unserer Zusammenarbeit mit GWP war meine Übernahme der Länderpatenschaft für die Ukraine im Sommer 2022. Diese Patenschaft ermöglicht es uns, unser Engagement für eine nachhaltige Wasserwirtschaft über Grenzen hinweg auszudehnen und Entwicklungsländer bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen zu unterstützen Dabei rüsten wir sie mit den neuesten Technologien aus, um ihre Investitionen direkt nachhaltig zu gestalten.
Die Synergie aus verschiedenen Fachbereichen – Forschung, Anlagenbau und Automatisierungstechnik – sowie dem Fachwissen der Anlagenbetreiber generiert neue Impulse und Ideen, die die Digitalisierung konkret erlebbar machen. Diese Verknüpfung von Wissen und Kompetenzen macht die Arbeit der GWP besonders wertvoll, insbesondere im Hinblick auf die digitale Zukunft.
Die Perspektive für die Digitalisierung in der Wasserindustrie ist vielversprechend, da durch die Integration von Daten innovative Lösungen entstehen können. Als Teil des GWP-Netzwerks ist Siemens entschlossen, diesen Weg aktiv mitzugestalten und die Wasserressourcen nachhaltig zu schützen und zu nutzen.
Abschließend bin ich außerordentlich erfreut und stolz darauf, dass Siemens AG als Unternehmen und ich persönlich seit diesem Jahr Mitglied im Vorstand des GWP sind, um diesen Weg mitzugestalten. Wir leben in einer äußerst spannenden Zeit voller Herausforderungen und Chancen. Daher liegt es an uns allen, unsere Ideen und Fähigkeiten einzubringen. Die Digitalisierung bietet uns dazu wichtige Instrumente und Lösungen, die wir gemeinsam weiterentwickeln und nutzen können. Gemeinsam können wir eine Zukunft formen, in der sauberes Wasser für alle zugänglich ist und die Wasserindustrie auf nachhaltige Weise betrieben wird.