Schnelle Erholung „völlig offen“: Rudolf Scharping im GWP Online-Update zu China

Nach dem ersten Online-Update zur Corona-Krise in China Anfang April tauschten sich die Mitglieder des GWP-Regionalforum China, unter der Moderation von Prof. Martin Wagner, erneut über die Lage im Land und den Einfluss des Virus auf die Wasser-Branche aus.

 

  • In der Corona-Krise ist eine langsamere Erholung als nach Finanzkrise zu erwarten.
  • Die Situation eröffnet Marktpotenziale im chinesischen Umweltsektor.
  • Deutsche Firmen in China kommen oft unbeschadet durch Krise.
  • AHK bietet kurzfristige Vertretung auf Messen an.

 

23.04.2020 – Deutschland befindet sich in der Corona-Krise derzeit in einer ähnlichen Situation, wie China gegen Ende Februar. Die Kurve flacht ab, die Zahl der Neuinfektionen sinkt. Rudolf Scharping, Vorstand & Gründer der RSBK AG und Bundesminister a.D., beobachtet die neusten Entwicklungen dennoch mit Skepsis: „Man muss davon ausgehen, dass es im 2. und 3. Quartal keine Möglichkeit auf einen normalen Reiseverkehr geben wird.“ Persönliche Begegnungen und Messebesuche vor Ort in China hält Scharping daher mindestens bis Oktober für unrealistisch. Offiziellen chinesischen Prognosen zufolge wird das Land 2020 nur ein sehr bescheidenes Wachstum erreichen. Im ersten Quartal ist die Wirtschaftsleistung um 6,8 Prozent eingebrochen. „Das ist vielleicht auch ein Hinweis darauf, was uns in Europa noch bevorsteht“, warnt Rudolf Scharping. Aktuellen Schätzungen zufolge könnten den großen Wirtschaftsräumen wie Europa und den Vereinigten Staaten ebenfalls Rückgänge von 6 bis 8 Prozent bevorstehen.

Erholung in Sicht?

Wie lange es dauert, bis sich die Volkwirtschaften in China oder Deutschland wieder erholen werden, könne man nur schwer einschätzen, so der ehemalige Bundesminister. Es sei nach seiner Auffassung vollkommen offen, ob die Erholung „sehr schnell geht. Wir haben eine sehr eingeschränkte Vergleichbarkeit mit der Finanzkrise 2008/2009, weil das Thema rund um die Welt geht und den produzierenden Bereich und Dienstleistungsbereich viel schärfer trifft als damals“, erläutert Scharping. Anzeichen dafür, dass die Erholung von der Corona-Krise länger dauern könnte, seien beispielsweise der Einsatz von Kurzarbeit, der viermal so hoch liege, wie bei der Finanzkrise sowie die Angst vor einer zweiten Infektionswellte, durch die es bei verschiedenen Einschränkungen bleiben wird, wie China uns aktuell vormacht.

Umweltschutzmaßnahmen und Konjunkturprogramme

China konnte in vielen Fällen seine chronische Luftverschmutzung in letzter Zeit reduzieren. Für Gewässer sei Ähnliches zu beobachten, meint Scharping: Belastungen durch Phoshpor oder Amoniak seien nach aktuellen Messungen beispielsweise zurückgegangen. Die Regierung wolle die Gelegenheit nutzen, um im Umweltbereich insgesamt und im Wassersektor speziell Projekte auf den Weg zu bringen, die nebenbei gleichzeitig durch öffentliche Aufträge die Wirtschaft stimulieren. In der Hubei Provinz sollen aktuell Seen rehabilitiert werden und es gebe Anfragen an Deutschland, was die Chinesen aus der Rehabilitierung des Bodensees lernen könnten.

Die Frage aus dem GWP-Forum, ob eine strengere Gesetzgebung im Abwassersektor zu erwarten sei, um eine Verbreitung der Viren über Abwasser zu verhindern, beantwortet der China-Experte positiv: Es gebe bereits Maßnahmen des chinesischen Umweltministeriums in diese Richtung. Im Februar wurde ein strengeres Monitoring des Abwassers angeordnet, das unter anderem für Krankenhäuser und Hotels gilt.  Deutsche Unternehmen könnten sich dabei durch ihr Know-how und innovative Technologien einbringen und mögliche Potenziale für eine Zusammenarbeit ausschöpfen.

Unbeschadet durch die Krise

Robert Binder, Geschäftsführer der Binder GmbH, hatte zu Beginn der Krise große Sorgen, dass der wichtigste Markt für das Familienunternehmen aus Ulm wegbricht. Doch die Hiobsbotschaften bleiben aus. Wie die meisten Unternehmen der Wasserwirtschaft führt Binder langfristige angelegte Projekte durch. Zwar habe es terminliche Verschiebungen gegeben, aber keine einzige Absage. Seit zwei bis drei Wochen liefen die meisten Projekte wieder und trotz begrenzter Reisetätigkeit nimmt sein Unternehmen Anlagen in Betrieb. Dabei setzt Binder auch auf Online-Arbeit: „Das hat hervorragend funktioniert und der Kunde ist sehr zufrieden“, berichtet der Manager.

In der Summe ist der Geschäftsführer erstaunt, wie die Krise an seinem Unternehmen vorbeiging. Die Firma hat sogar ihre Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung massiv verstärkt und jüngst in China und in Deutschland neue Mitarbeiter eingestellt.

Binders größte Sorge im Moment ist der globale Finanzmarkt und die Frage, wie viel Geld für zukünftige Projekte bereitstehen wird?

AHK China: Neues Krisenangebot gegen Reisebeschränkungen

Um in Zeiten der Ungewissheit und Reisebeschränkungen für Ausländer nach China auszuhelfen, bietet die AHK Greater China eine kurzfristige Vertretung auf Messen vor Ort an. So soll Unternehmen die Möglichkeit geboten werden, weiterhin auf Messen vor Ort zu sein und mögliche Geschäfte für die Zukunft zu sichern.

 

Weitere Infos

Bleiben Sie up-to-date über die Lage in der Corona-Krise in den wichtigsten Auslandsmärkten mit unserer Reihe GWP Online-Update: Corona-Krise!

Alle Termine finden Sie hier.

Die Unterlagen auf die sich Herr Scharpings Aussagen stützen finden Sie oben unter „Downloads“.
Wenn Sie tiefergehende Informationen wünschen, gehen Sie bitte auf Falk Woelm (woelm@germanwaterpartnership.de) zu, der Sie mit Herrn Scharping in Verbindung bringt.

Weiterführende Informationen zum Angebot der AHK finden Sie unter „Downloads“.