Betrieb wasserwirtschaftlicher Systeme im Ausland – GWP-Vernetzung am Beispiel eines Projekts der DWI in Ägypten | Die Vorstandskolumne

„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie monatlich aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Experte für Wasser, Abwasser und erneuerbare Energien Dr. Michael Beckereit liefert die 14. Ausgabe.

In arabischen Ländern sowie in aufstrebenden Staaten in Fernost werden zunehmend ganze Städte auf der „grünen Wiese“ neu erbaut. Große internationale Consulting Unternehmen, häufig aus dem angelsächsischen Raum, werden hierbei mit Entwurf, Planung und Ausschreibung beauftragt. Doch auch deutsche Unternehmen mischen mit, so beteiligen sich beispielsweise GWP-Mitglieder wie Dorsch International Consultants GmbH oder Tilia GmbH an Projekten, wie New Rosetta an der Nilmündung oder New Alamein City.

Dr. Michael Beckereit, GWP-Vorstandsvorsitzender

Weite Möglichkeiten für das GWP-Netzwerk

Große Themenkomplexe in diesen Projekten bilden die strategische Entwicklung von Smart City Systemen wie deren Planung und Implementierung. Die eigentliche Errichtung der geplanten Städte erfolgt zumeist unter der Führung von Staatlichen Unternehmen, die für die Ausführung internationale Baufirmen beauftragen. Bei den Planungen der Bauvorhaben können die Consultants durchaus Einfluss auf die einzubauenden Systeme und Komponenten nehmen. Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit, die sich hier bieten, halten für GWP-Mitglieder ein großes Potential bereit, das noch besser genutzt werden kann. Denn bereits in der Planungsphase spielt für die Auftraggeber der künftige Betrieb der neuen Infrastruktur eine wichtige Rolle. Auch hier gibt es Anknüpfungspunkte für das GWP-Netzwerk.

Gründung einer international tätigen Betreibergesellschaft

Im Jahr 2019 wurde im Markt bekannt, dass in Ägypten für die in Bau befindliche NAC, die neue Hauptstadt Ägyptens, ein Betreiber für die Wasser-Infrastruktur gesucht werde. Im Wissen um die beschriebene Situation hatten sich u.a. die Gesellschafter von Dorsch International Consultants GmbH und der Tilia GmbH darauf verständigt, eine Betreibergesellschaft für Wasser- und Abwassersysteme im internationalen Markt unter dem Namen DWI Deutsche Wasser International GmbH zu gründen, zu deren Geschäftsführer ich, als Mitgesellschafter, bestellt wurde.

Die parallel zur Gründung betriebenen Akquisitionsbemühungen in Ägypten hatten Erfolg. Im Oktober 2019 konnte ein MOU mit der staatlichen ägyptischen Gesellschaft ACUD (Administrative Capital for Urban Development) unterschrieben werden konnte, die die gesamte Errichtung der künftigen Hauptstadt Ägyptens verantwortet. Für europäische Verhältnisse ungewöhnlich, in arabischen Ländern aber durchaus an der Tagesordnung, wird die ACUD von Generälen des ägyptischen Militärs geführt, mit denen sämtliche Verhandlungen erfolgen.

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Ägyptisch-deutsches Expertenteam, Foto: Michael Beckereit

Ausgestaltung der Zusammenarbeit

Das MOU legt fest, dass die beiden Partner eine gemeinsame Gesellschaft, gründen, wobei 51 Prozent der Anteile auf ACUD entfallen und 49 Prozent auf DWI. Die Gesellschaft übernimmt, unter deutscher Führung, den Betrieb der Wasserwirtschaft in der NAC (Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Bewässerung der Gartenanlagen). Der Beginn der Zusammenarbeit wurde umgehend festgelegt und im Rahmen diverser Maßnahmen wie der Vorbereitung von Abnahmen von Anlagen, der Begleitung bei der Auswahl von Wasserzählern und der Unterstützung bei der Ausschreibung von Scada Systemen praktiziert.

In der Zwischenzeit wurden sämtliche Verträge für die Gründung der Gesellschaft unterschriftsreif ausgehandelt. Da der Wasserpreis höher ausfällt als gesetzlich vorgeschrieben, steht hierzu noch eine, inzwischen vorbereitete, Zustimmung des Kabinetts aus. Die DWI geht daher von einer Unterschrift in der ersten Hälfte dieses Jahres aus. Sofort danach müssen die Arbeiten vor Ort beginnen, denn die fertig errichteten Ministerien sollen noch in diesem Jahr bezogen werden. Hier wird DWI gern auch auf die Unterstützung anderer GWP Mitglieder zurückgreifen, die wie die Berliner Wasserbetriebe, Hamburg Wasser, Emschergenossenschaft und Dresdener Stadtentwässerung ihre Unterstützung zugesagt haben.

Die Deutsche Wasser International und ihre Gesellschafter glauben, und sind stolz darauf, mit der hoffentlich baldigen Übernahme des Betriebes der Wassersysteme der neuen Hauptstadt Ägyptens ein wirkliches Leuchtturm-Projekt der international ausgerichteten deutschen Wasserwirtschaft unter Einbeziehung und mit Unterstützung zahlreicher Mitglieder aus dem GWP-Netzwerk zu entwickeln.