Wassersektor in China trotzt schwierigen Rahmenbedingungen

Während in Peking der Nationale Volkskongress tagte und Li Keqiang verkündete, den Bau von Abwasserbehandlungsanlagen voranzutreiben, ging das Online-Update zur Coronakrise in China in die dritte Runde und ermöglichte den Austausch unter den GWP-Mitgliedern.

  • Im Wassersektor wird lediglich von Projektverschiebungen berichtet
  • Infrastrukturausgaben machen Akteuren des Wassersektors Mut
  • Führender deutscher Hersteller von Messtechnik hat die Krise erfolgreich überstanden

 

27.05.2020. Nachdem die letzten Wochen gezeigt hätten, dass sich die allgemeine Lage in China deutlich verbessert hat – am 23. Mai sind erstmals landesweit keine Neuinfektionen mehr aufgetreten – und damit die Gesundheitskrise vorerst als überwunden gelte, stehe nun eine weltweite Wirtschaftskrise bevor. Diese würde sich sicherlich auch auf Chinas Wirtschaft auswirken, prognostiziert Bernhard Felizeter, Abteilungsleiter für Bauen, Energie & Umwelt bei der Deutschen Auslandshandelskammer in Peking.

Das erste Mal seit der Reform- und Öffnungspolitik im Jahr 1978 schrumpfte im ersten Quartal 2020 das Bruttoinlandsprodukt um ganze 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Zwar können die meisten Unternehmen in China wieder fast auf Vorkrisenniveau produzieren. Doch die Nachfrage auf den Weltmärkten bleibt ein großes Sorgenkind, hält der deutsche Wirtschaftsvertreter fest.

Umwelt- und Wassersektor „nicht stark betroffen“

Den GWP-Mitgliedern aus dem Umwelt- und Wassersektor macht der Mitarbeiter der Auslandshandelskammer jedoch Mut: Im Gegensatz zu vielen anderen Industrien sei der Sektor nicht so stark betroffen, da viele Projekte langfristig ausgerichtet seien. Lediglich zeitliche Verschiebungen hätten sich durch die Krise nicht verhindern lassen.

Außerdem würden zur Stabilisierung der Wirtschaft mehr Infrastrukturausgaben erwartet. Premierminister Li Keqiangs Ankündigung während des Nationalen Volkskongressen unterstrich eindrucksvoll, dass der Bau von Abwasserbehandlungsanlagen vorangetrieben werden soll. Laut Berichten seien im 1. Quartal 2020 bereits rund 100 ÖPP-Projekte (öffentlich-private Partnerschaften) im Wassersektor mit einem Volumen von rund 70 Billionen CNY auf den Weg gebracht worden. Auch schätzt der Chinaexperte, dass bei Umweltthemen strengere bzw. neue Maßnahmen wie Monitoring im Abwassersektor eingeführt werden, um der Verbreitung von Viren vorzubeugen.

Jedoch geht Felizeter im Falle einer langfristig schlechteren wirtschaftlichen Lage davon aus, dass vor allem Kunden von Abwasserbehandlungslösungen aus dem Privatsektor ihre Gelder nicht mehr investieren, sondern für den Erhalt des Unternehmensbetriebs ausgeben würden.

Neue Charterflüge bringen Personal deutscher Firmen nach China

Dass die Deutschen Auslandshandelskammern in China tatkräftig die deutsche Wirtschaft unterstützen, unterstreicht die Organisation von Charterflügen für Mitarbeiter und Spezialisten deutscher Firmen sowie Familienangehörige nach China, berichtet Felizeter. Ende Mai startete der erste Flieger von Frankfurt nach Tianjin, damit deutsches Personal nach vielen Monaten wieder vor Ort seine Arbeit aufnehmen kann. AHK-Manager Felizeter wies darauf hin, dass die Nachfrage sehr hoch sei und daher bereits weitere Flüge geplant seien. Anfragen nehme die AHK in Peking gern auf.

Messtechnik-Hersteller kommt gut durch Krise

Der deutsche Spezialist  für Flüssigkeitsanalyse, Endress + Hauser Conducta GmbH & Co. KG, ist bisher gut durch die Krise gekommen. Inzwischen läuft der Produktionsstandort in China wieder stabil und bei voller Auslastung von 100 Prozent. Dies sei sicherlich auch auf vorausschauendes und schnelles Handeln aller Mitarbeiter zurückzuführen, blickt Geschäftsführer Dr. Manfred Jagiella zurück. „Das waren viele, schnelle pragmatische Aktionen.“ Er selbst hat seine Kollegen aus der Geschäftsleitung seit dem 27. Februar nicht mehr persönlich getroffen.

Stattdessen treffen sie sich jeden Morgen um 07:30 Uhr online, um zu besprechen, wie das Unternehmen mit eigenem Produktionsstandort in Suzhou erfolgreich durch die Krise gesteuert werden kann. „In China waren wir besonders kreativ“, konstatiert der Manager. „Wir haben alle technologischen Möglichkeiten genutzt, um unsere Kunden vor Ort zu unterstützen. Dazu gehörte auch Remote-Service bei unseren Online-Analysatoren mittels VR-Brillen.“ Das Angebot wurde von den Kunden sehr wertgeschätzt worden. Als das Unternehmen aufgrund der gestörten Logistikwege zeitweise bereits produzierte Ware nicht ausliefern konnte, habe man kurzerhand einen Basketballplatz in ein Zwischenlager umfunktioniert.

 

Die Präsentation von Herrn Felizeter und weitere Dokumente finden Sie hier zum Download.