„Wasser!“ „Wasser!“ | Die Vorstandskolumne

„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie monatlich aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Autor der zehnten Ausgabe ist Hubertus Soppert.

Anmerkung der Redaktion: Hubertus Soppert wurde im September 2021 für sein Lebenswerk in der und für die Wasserwirtschaft mit dem AQUA AWARD ausgezeichnet. German Water Partnership gratuliert ganz herzlich!

Hubertus Soppert, GWP-Vorstandsmitglied

Plötzlich überschlagen sich neben den Alarmmeldungen zum menschengemachten Klimawandel die Meldungen und Erkenntnisse über eine dramatische Verschlechterung der Wasserversorgung und zunehmende Hochwassergefahren in der Welt und bei uns.  – Oder ist der Weckruf gerade besonders laut?

Globale Wasserkrise  

Der Welt droht in mehrfacher Hinsicht eine globale Wasserkrise – durch zu viel und zu wenig Wasser. So schlägt die Weltwetterorganisation der Vereinten Nationen (WMO) Alarm: Hochwasserkatastrophen und Überschwemmungen sind in diesem Jahr in Deutschland und der Welt vermehrt aufgetreten. Laut WMO ist die Zahl der Überschwemmungen weltweit seit dem Jahr 2000 um 134 Prozent gestiegen, verglichen mit den 20 Jahren davor. Nach Schätzungen der UN werden im Jahr 2050 mehr als fünf Milliarden Menschen also mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung von dann 9,7 Milliarden Menschen von einer mangelnden Trinkwasserversorgung betroffen sein. Die UN kritisieren, dass menschengemachte Fehler durch unzureichendes Management von Trinkwasser oder fehlende oder ungenügend ausgebaute Warnsysteme vor Naturkatastrophen die Situation in mehr als 100 Ländern zusätzlich verschlimmern. (Quelle: ARD-aktuell / tagesschau.de 05.10.2021)

Prognosen für die Zukunft erfordern unmittelbares Handeln

Im Juni 2021 hat das Bundesumweltministerium (BMU) den Entwurf der Nationalen Wasserstrategie vorgestellt. Die Umweltministerin hat erläutert was erreicht werden soll: „Auch in 30 Jahren soll es in Deutschland jederzeit und überall ausreichend hochwertiges und bezahlbares Trinkwasser geben, unser Grundwasser, unsere Seen, Bäche und Flüsse sollen sauberer werden. Und unsere Infrastruktur, Landnutzung und Stadtentwicklung sollen an die Folgen des Klimawandels angepasst werden.“ (Quelle: Rede von Svenja Schulze zur Vorstellung des Entwurfs der Nationalen Wasserstrategie am 08.06.2021). Die Nationale Wasserstrategie beschreibt Herausforderungen und Ziele für zehn strategische Themen bis 2050.

Die aktuelle Situation und Prognosen für die Zukunft sind allerdings in einigen Regionen besorgniserregend. So zeigt z.B. der Zwischenbericht zum Masterplan Wasser Berlin vom Juni 2021 auf, dass in der Hauptstadt bis 2030 und erst recht bis 2050 mit einem erheblichen Mengendefizit zwischen Wasserverbrauch und Wasserdargebot zu rechnen ist. Andererseits haben uns die durch extreme Starkregen verursachten Hochwasserereignisse dieses Jahres an Ahr, Erft und Wupper deutlich vor Augen geführt, dass es hinsichtlich der Umsetzung von Gegenmaßnahmen für diesen Sektor bereits fünf nach zwölf ist.

Im Hinblick auf den dringenden Handlungsbedarf hat mir ein Statement von 22 Fachleuten in der jüngsten Korrespondenz Abwasser, Abfall 10|21 der DWA gut gefallen. Fünf Prinzipien für klimasichere Städte und Kommunen, die alle nicht neu sind, sondern bereits früher etabliert waren, wurden noch einmal formuliert:

  • Frühwarnsysteme verbessern und den Bevölkerungsschutz stärken
  • Schwammfähigkeit und Speicherfähigkeit steigern
  • Klimaprüfung von kritischen Infrastrukturen durchsetzen
  • Klimasicherheit von Gebäuden fördern
  • Gestaltungs- und Durchsetzungswille sind ebenso notwendig wie Kooperation und Solidarität

Alle Prinzipien beziehen sich direkt auf den Umgang mit unserer wichtigsten Lebensressource Wasser – dem Trinkwasser, dem Abwasser, dem Grundwasser, dem Hochwasser – in welcher Form auch immer es auftritt.

Das BMU hat zu den zehn strategischen Themen Maßnahmen benannt, die einerseits den nationalen, andererseits auch den internationalen Handlungsbedarf betreffen. Maßnahmen zum nachhaltigen Schutz der globalen Wasserressourcen sind Bestandteil der Strategie und beinhalten deutliche Hinweise für den zukünftigen internationalen Auftritt der deutschen Wasserwirtschaft.

Deutsche Wasserwirtschaft kann und muss international aktiv werden

Wir wissen es alle: Das 1,5-Grad-Ziel wird, wenn überhaupt noch, nicht allein durch Maßnahmen in Deutschland erreicht. Wir können und müssen dazu einen Beitrag leisten. Ebenso wichtig ist es, dass wir mit unseren Fähigkeiten, die wir im Umgang mit den klimabedingten Anforderungen an die Wasserwirtschaft in unserem Land entwickeln, auch international mithelfen.

Lassen Sie uns gemeinsam mit unseren Kompetenzen und unseren Produkten, mit und über German Water Partnership einen Beitrag zur Bewältigung der klimabedingten Verschärfung der Wassersituation in der Welt leisten!

Niemand darf bei Trockenheit, Dürre oder verdurstend rufen müssen: „Wasser!“ Niemand darf bei Hochwasser, Überflutungen oder ertrinkend rufen müssen: „Wasser!“

 

Ihr Hubertus Soppert