Was das amerikanische 1,2 Billionen-Infrastrukturpaket für die Mitglieder von German Water Partnership bedeutet | Die Vorstandskolumne

„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie monatlich aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Autor der elften Ausgabe ist Georg Huber.

Nach langem Streit hat das amerikanische Repräsentantenhaus am 5. November das Infrastrukturpaket (Infrastructure Investment and Jobs Act H.R. 3684) verabschiedet, nachdem sich der Senat bereits im August darauf verständigt hatte. Das Paket sieht vor, 1,2 Billionen US-Dollar für Investitionen in die teils marode Infrastruktur der USA zur Verfügung zu stellen. Die Verabschiedung hat sich immer wieder verzögert, da viele Abgeordnete das Paket in Kombination mit dem ebenfalls in Vorbereitung befindlichen Sozial- und Klimapaket auf den Weg bringen wollten. Auch dieses soll Förderungen für 1,75 Billionen Dollar umfassen.

Einig waren sich Demokraten und Republikaner von Anfang an, das Investitionsprogramm mit strengen und weitreichenden „Made in Amerika“ Bedingungen des zu verknüpfen. Präsident Biden meint es ernst damit – und er braucht politisch die Kopplung des Investitionspakets und des noch zu beschließenden Klima- und Sozialpakets mit der Schaffung von Jobs in den Vereinigten Staaten.
Die gute Nachricht ist, dass in den kommenden Jahren viel Geld in den Wasser- und Abwassersektor fließen wird. Die zusätzlichen Finanzmittel in diesen Bereichen belaufen sich auf 51 Milliarden US-Dollar für die nächsten fünf Jahre. Die Water Environment Federation hat hierzu eine Auflistung der einzelnen Projekte bzw. Fördertöpfe zusammengestellt.

Georg Huber, GWP-Vorstandsmitglied

Produkte und Dienstleistungen in geförderten Projekten müssen Standards des „Made in America“ erfüllen

Kommunen und Institutionen, die auf diese Fördertöpfe zugreifen, müssen sicherstellen, dass die Produkte und Dienstleistungen, die in den geförderten Projekten (Federal Financial Assistance) zum Einsatz kommen, gewisse Standards des „Made in America“ erfüllen.  Dies gilt unabhängig von der Förderquote des Gesamtprojekts.
Ähnliche Vorstöße der amerikanischen Regierung, ein Mindestmaß an lokaler Wertschöpfung sicherzustellen, gab es bereits in der Vergangenheit und sie gelten zum Teil bis heute: den Pennsylvania Steel Act, das American Iron and Steel (AIS) Requirement oder auch den unter Präsident Obama nach der Weltfinanzkrise eingeführten American Recovery and Reinvestment Act (ARRA) von 2009. Die Maßnahmen, die jetzt im Gespräch sind, gehen aber wohl über die bisherigen Anforderungen hinaus. So ist in Diskussion festzuschreiben, dass die Produkte in den Vereinigten Staaten hergestellt werden und zusätzlich die Bestandteile der Komponenten kostenmäßig zu 55 Prozent aus den USA stammen müssen.

Weitreichende Folgen für Geschäfte im Wassersektor

Dies wird in den kommenden Jahren weitreichende Folgen für Geschäfte im Wassersektor haben. Die in den USA tätigen Mitgliedsunternehmen von German Water Partnership müssen sich darauf einstellen, dass Importe von Produkten und Dienstleistungen für Projekte, die aus dem Infrastrukturpaket Finanzmittel erhalten, nicht mehr so einfach möglich sein werden.
Die in den USA ansässige Water and Wastewater Equipment Manufacturers Association (WWEMA) hat ihr Missfallen über diese Pläne bereits zum Ausdruck gebracht. Zum einen, weil sie viele ausländische Mitgliedsfirmen vertritt, zum anderen, weil die Befürchtung im Raum steht, dass auch viele US-amerikanische Unternehmen die Bedingungen wegen der globalen Lieferketten nicht erfüllen können. Aber der politische Druck, mit den amerikanischen Steuergeldern nicht mehr ausländische Firmen zu finanzieren, ist zu groß. Stattdessen sollen durch Wertschöpfung im eigenen Land neue Jobs in Amerika geschaffen werden.

Natürlich wird es auch in Zukunft in den USA Projekte geben, die nicht mit Fördermitteln (teil-) finanziert werden – im kommunalen und vor allem im industriellen Bereich. Bei geförderten Projekten wird es weiterhin Ausnahmeregelungen geben, wenn es für das Produkt oder die Dienstleistung nichts Vergleichbares in den USA gibt.
Dennoch wird ein großer Teil des Geschäfts im kommunalen Sektor unter dem Einfluss der neuen Bedingungen ausgeschrieben werden. Bereits jetzt stellen Städte und Gemeinden Ausschreibungen zurück, um in den „Genuss“ von Förderungen zu kommen. Darauf werden sich nicht nur die direkten Vertragspartner einstellen müssen, sondern auch deren Zulieferer und Dienstleister.
Ohne jeden Zweifel wird in den kommenden Jahren sehr viel Geld in den Wasser- und Abwasserbereich fließen. Für alle Anbieter, die sich darauf vorbereiten und die geforderten Bedingungen erfüllen, werden es voraussichtlich sehr lohnende Jahre werden.

Regionalforum Nordamerika: German Water Partnership bietet Plattform zum Austausch

Das Regionalforum Nordamerika von German Water Partnership bietet eine gute Plattform zum Austausch über dieses und alle weiteren aktuellen Themen sowie zur Vertriebsentwicklung in den USA und Kanada. GWP arbeitet unter anderem eng mit seinem strategischen Partnerverband The Water Council aus Milwaukee, Wisconsin, zusammen und ist in Kontakt mit Fachpartnern, Auslandshandelskammern, Consultants und Wirtschaftsfördereinrichtungen auf deutscher und ausländischer Seite.

Mit den besten Grüßen

Ihr Georg Huber