„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Die 24. Ausgabe der Reihe übernimmt Axel Böcker.
Die Dorsch Gruppe ist seit vielen Jahren in Infrastrukturprojekten jeglicher Komplexität und Interdisziplinarität in der Planung und Ausführung involviert. Die heutigen Herausforderungen an die Planung moderner Infrastrukturprojekte benötigt kreative Ideen seitens der Produkthersteller und Planer, um die Vorstellungen der Kunden in die Realität umzusetzen und auch die hohen Anforderungen an Qualitäts- und Umweltstandards einzuhalten. Die Dorsch Gruppe ist stets auf der Suche nach strategischen Partnern, sehr gerne auch mittelständische Unternehmen aus der Wasserwirtschaft, um diese in Projekte zu integrieren. Jedoch benötigt es Zeit und Ausdauer, um bei dem passenden Projekt gemeinschaftlich erfolgreich zu werden.
Megaprojekte in Saudi Arabien – visionär oder Zukunftsmusik?
Megaprojekte, wie zum Beispiel das Projekt Neom im Königreich Saudi-Arabien, das momentan die Blicke der Welt auf sich zieht, faszinieren nicht nur durch Ihre Dimensionen und Arten der Bauwerke und Themenvielfalt, sondern auch durch Ihre selbst auferlegten Nachhaltigkeitsansprüche und die damit verbundenen sehr ambitionierten technischen und zeitlichen Ziele. Zu den gesetzten Planungszielen der vier Städte Neoms gehören unter anderem, die Abdeckung des eigenen Energiebedarfes aus 100 Prozent erneuerbarer Energie, sowie CO₂ neutral zu sein.
Mit einem Blick auf die angekündigten Projekte in Saudi-Arabien polarisiert sicherlich das Projekt „The Line“, ein neuartiger Wolkenkratzer von 170 Kilometern Länge, einer Höhe von 500 Meter und einer Breite von 200 Meter. Die gesetzten Anforderungen an die Materialien und die Nachhaltigkeit sowie die Mobilität des Gebäudes, beziehungsweise der Städte, sind momentan zum Teil noch nicht realisierbar oder nur schwer erreichbar. Als repräsentatives Beispiel hierfür gilt die Überbrückung der Transportzeit von einem zum anderen Ende des Bauwerks „The Line“, dies entspricht einer Länge von 170 Kilometern, in nur 20 Minuten zu ermöglichen. Heutige Transportmittel können dies nicht leisten. Auch bei den weiteren drei zu Neom gehörenden Städten Sindalah, einer Insel im Roten Meer, mit allem erdenklichen Komforts wie Luxus Resorts, Yachthäfen, Golfanlagen, Shoppingmalls etc., Oxagon, einer schwimmenden Technologiestadt mit 90.000 Einwohnern und der Gebirgsstadt Trogena, die im Jahre 2029 der Austragungsort der asiatischen Winterspiele sein soll, gibt es viele große Herausforderungen, um die geplanten Ideen in die Realität umzusetzen.
Die Zusammenarbeit im GWP-Netzwerk bietet Marktvorteile mit Zukunft
Ich persönlich finde gerade diese extreme Herausforderung als Consultant spannend und bin positiv gestimmt, dass wir einen maximalen Beitrag zum Erfolg der Zukunftsprojekte leisten werden. Die Dorsch Gruppe, Gründungsmitglied von German Water Partnership e.V. (GWP), ist schon jahrelang als einer der wenigen deutschen Infrastruktur Consultants in Megaprojekte involviert. Zuletzt in Katar bei der Stadterweiterung von Doha Lusail City und dem New Administrative Capitol in Kairo/ Ägypten. Eine Zusammenarbeit mit einigen GWP-Mitgliedern war bereits in vergangenen Projekten erfolgreich und sollte für zukünftige Projekte jeglicher Größe vertieft und ausgebaut werden. Denn nur gemeinschaftlich werden wir es schaffen, in Zukunft diese großen anstehenden Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen und uns der internationalen Konkurrenz gemeinsam zu stellen. Speziell für die deutsche Wasserwirtschaft sehe ich in Saudi-Arabien großes Potential, mit ihrem weltweit anerkannten Wissen und der Erfahrung im Bereich Betrieb, Consulting, Forschung und Komponenten einen deutlich sichtbaren Beitrag zu leisten. GWP ist die perfekte Plattform, um für diese Projekte bzw. Projekte aller Art in der Zukunft gerüstet zu sein. Durch die Organisation in acht Regionalforen gibt GWP seinen Mitgliedern die Möglichkeit, den gezielten und strategischen Marktangang in quasi konkurrenzfreier Atmosphäre zu durchdenken, von den Erfahrungen anderer zu lernen und in die gemeinsame Projektentwicklung einzusteigen. Selbiges gilt auch für die fünf Arbeitskreise, die sich themenspezifisch zusammenfinden.
Zum Schluss möchte ich nur sagen, dass wir die ersten Projektbesichtigungen mitten in der Wüste gemacht haben und gesehen haben, wie die Fundamente der The Line betoniert wurden. Das Projekt The Line wird gerade umgesetzt. Weitere werden sicherlich folgen und damit werden sich noch viele Geschäftsmöglichkeiten ergeben. Jedoch ist eine erfolgreiche Zusammenarbeit nicht nur in Megaprojekten denkbar.