„Kommunal meets Global“ auf der Dresdner Abwassertagung 2022

Sauberes Trinkwasser und funktionierende Abwasserentsorgung sind die Grundpfeiler einer nachhaltigen Wohlstands- und Wirtschaftsentwicklung. Kommunale Betreiber sind hierbei die zentralen Akteure und bündeln Fachwissen und Erfahrungen. Dieses Wissen global und nachhaltig zu vermitteln, ist das Ziel der internationaler Betreiberpartnerschaften.

Dresdner Abwassertagung 2022 am 26. April 2022 im Internationalen Congress Center Dresden (ICD) in der Dresdner Altstadt. Foto: André Wirsig für die Stadtentwässerung Dresden

Im Vorprogramm der Dresdner Abwassertagung fand am 25. April 2022 die dritte Ausgabe von „Kommunal meets Global – Kommunales Wirken von Betreibern im internationalen Kontext“ das erste Mal in Präsenz statt, organisiert durch die Stadtentwässerung Dresden GmbH gemeinsam mit German Water Partnership (GWP), dem VKU-Verband kommunaler Unternehmen e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Die Veranstaltungsreihe richtet sich an kommunale Unternehmen der Trink- und Abwasserbranche in ganz Deutschland, die ihr Know-how international in der Entwicklungszusammenarbeit einbringen möchten, aber noch unsicher sind, wo und wie sie starten sollen, welche Themen sich anbieten und wie es sich mit der Beantragung und Nutzung von Fördermitteln verhält.

Nach einer Begrüßung von Gunda Röstel, Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden (SE Dresden) und GWP-Vorstandsvorsitzende, gab Erik Kurzweil, Vertreter der Sächsischen Staatskanzlei einen politischen Impuls zur Entwicklungszusammenarbeit in Sachsen, die momentan einen Afrikaschwerpunkt verfolgt und im Bundesdeutschen Vergleich nach Berlin das zweithöchste Budget für Entwicklungszusammenarbeit verwaltet. Christian Güse vom VKU formulierte in „10 Take-Aways zur Entwicklungszusammenarbeit (EZ)“ kompakt die Vorteile und Anforderungen für kommunale Unternehmen bei der Beteiligung an Projekten.

Einen Impuls aus der Wasserwirtschaft gaben im Folgenden GWP-Geschäftsführerin Julia Braune und Gunda Röstel, die neben der Vorstellung des GWP-Netzwerks speziell die Aktivitäten des Arbeitskreises Betrieb und Bildung näher erläuterten. Ein Arbeitsschwerpunkt des Arbeitskreises Betrieb und Bildung ist dabei, das Know-how öffentlicher und privater Betreiber aus der deutschen Wasserwirtschaft in Entwicklungs- und Schwellenländern besser nutzbar zu machen.

Nach der Vorstellung der Betreiberplattform durch Heiko Heidemann (GIZ) gaben Willi Lenk (SE Dresden), Gesa Kutschera (Gelsenwasser AG) und Claudia Wendland (Hamburg Wasser) wertvolle Einblicke in die bestehenden Pilot-Betreiberpartnerschaften mit der Ukraine, Sambia, Jordanien, Südafrika und Tansania. Hinweise zur Anbahnung der Partnerschaft, zur Auswahl des Partners, zu den Vertragswerken sowie zu Arbeitsansatz und Arbeitsweise machten diesen Programmpunkt für die anwesenden, interessierten Betreiber besonders wertvoll. Die anschließende Diskussion bot Gelegenheit neben den zuvor dargelegten Rahmenbedingungen der Betreiberpartnerschaften offen über ihre Machbarkeiten und ihren langfristigen Mehrwert für den Betreiber, den internationalen Partner – aber auch für die beteiligten MitarbeiterInnen – zu sprechen. Die Referenten zogen durchweg ein positives Resümee. Denn das Unternehmensengagement, sei es kulturell, sozial oder in der Entwicklungszusammenarbeit, ist ein im Personalmarketing immer wichtiger werdendes Thema.

Dresdner Abwassertagung: langersehntes physisches Branchentreffen nach pandemiebedingter Pause

Dresdner Abwassertagung 2022 am 26. April 2022 im Internationalen Congress Center Dresden (ICD) in der Dresdner Altstadt. Foto: André Wirsig für die Stadtentwässerung Dresden

Nach einer coronabedingten Absage 2020 und der digitalen Durchführung 2021 fand die 23. Dresdner Abwassertagung (DAT) am 26. April 2022 erstmals wieder physisch statt und fokussierte auf Nachhaltigkeit in der Wasser- und Abwasserwirtschaft, darunter Klimaanpassungen und zunehmende Probleme mit unkontrolliert abfließenden Niederschlägen. Begleitet wurde das Fachprogramm durch die Ausstellung von 120 führenden Unternehmen der Umwelttechnologie, darunter auch zahlreiche GWP-Mitglieder.

Das Panel „Nachhaltigkeit“, moderiert von Dr. Arnt Baer, Leiter Politik und Verbände bei der Gelsenwasser AG, diskutierte nachhaltige Ansätze und Entwicklungen auf regionaler Ebene mit Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, Präsident des Deutschen Städtetages sowie Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung, Ingbert Liebing Hauptgeschäftsführer VKU, GWP-Geschäftsführerin Julia Braune, sowie Gunda Röstel, ebenfalls Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung.

Markus Lewe betonte, dass Nachhaltigkeit oder „Enkeltauglichkeit“ greifbarer gemacht werden müsse. Ein entscheidender Faktor, ob sich Menschen nachhaltiger verhalten, sei ein „Wir-Gefühl“, hier steht nicht nur die Kommune mit all ihren Akteuren als motivierender Impulsgeber im Fokus, sondern auch Bund und Länder. Julia Braune hob die Bedeutung internationaler Partnerschaften zur Bewältigung der Herausforderungen im globalen Wassersektor hervor und verwies auf die vielfältigen Aktivitäten zu Fortbildung und Know-how Transfer im GWP-Netzwerk. Wie brandaktuell und spürbar das Thema Klimawandel ist, verdeutlichte der Vortrag von Markus Becker vom gleichnamigen Büro für Ingenieur- und Tiefbau aus dem Ahrtal. Er schilderte seine drastischen Erlebnisse während der Flutkatastrophe, von echten Engpässen und ersten Erfolgsmustern, die zu einer besseren Vorbereitung auf Katastrophen anregen.

Die Betreiberplattform zur Stärkung von Partnerschaften kommunaler Unternehmen weltweit ist ein Pilotprojekt und wird seit Juli 2019 im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung als Kooperationsprojekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und Engagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) umgesetzt. Die Entwicklung und Durchführung der Betreiberplattform erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) und der German Water Partnership (GWP).

 

Vorschaubild: André Wirsig