Die deutsche Wasserwirtschaft bietet technologische Innovationen und Know-how, die das Potenzial haben, zur Verbesserung der Wasserver- und Abwasserentsorgung weltweit – und damit zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele – beizutragen. German Water Partnership bündelt die Expertise unterschiedlicher Stakeholder. Im Oktober 2023 durften wir Peter Althaus International Consulting als neues Mitglied begrüßen. Geschäftsführer Peter Althaus war schon in der Vergangenheit in unterschiedlichen Rollen bei GWP aktiv und wir freuen uns, ihn jetzt auch als selbstständigen Unternehmensberater im Netzwerk begrüßen zu dürfen. Erst kürzlich wurde er zum Forenleiter des Regionalforums Süd- und Südostasien gewählt. Für das Interview sprachen wir mit Peter Althaus über die aktuellen Herausforderungen des Wassersektors, internationale Projekte und Geschäftschancen für deutsche Unternehmen.

Herr Althaus, nun begrüßen wir Sie als selbstständigen Unternehmensberater. Auf welche neuen Herausforderungen freuen Sie sich?
Ich bin ein erfahrener Geschäftsführer mit umfangreichem Hintergrund im internationalen Vertrieb, Engineering und Service. Global habe ich das Business-Development vorangetrieben und die Leitung von Fertigungsstandorten in Europa und China übernommen. Seit vielen Jahren bin ich bei GWP engagiert und durfte spannende Umweltthemen begleiten. Ich freue mich darauf meine Fähigkeiten und Erfahrungen den Unternehmen zur Verfügung zu stellen, die sich in einer Ausnahmesituation befinden, beispielsweise durch M&A (Mergers and Acquisitions – Anm. d. Red.) Aktivitäten oder Personalengpässen. Mein zweiter Schwerpunkt liegt bei der internationalen Marktexpansion. Hier nutze ich meine Netzwerke, egal ob bei regierungsnahen Organisationen oder in der Industrie.
Was sind in Ihren Augen die drängendsten Herausforderungen des nationalen und internationalen Wassersektors?
Ich würde es die Schließung des Knowing – Doing Gaps bezeichnen. Die Anwendung des verfügbaren Wissens und die Umsetzung in reale, machbare Lösungen zur Wasserbehandlung.
Politisch Verantwortliche verstehen zwar die Notwendigkeit und Herausforderungen einer effizienten Wasseraufbereitung, erfolgreiche Wasserprojekte wirken häufig erst langfristig und sind damit für die kurzfristigen Ziele vieler Politiker:innen uninteressant. Des Weiteren ist es speziell in Schwellenländern schwer zu vermitteln, Abwasser zu behandeln und dann in Oberflächengewässer abzuleiten, speziell wenn es vor Ort Trinkwasserversorgungsprobleme gibt. In diesen Fällen steht immer die kurzfristige Trinkwasserversorgung im Fokus, obwohl man sich im Klaren ist, dass ohne Abwasserbehandlung die langfristige Trinkwasserversorgung zum Engpass wird.
Ein anderes Thema, welches mehr Aufmerksamkeit verdient, ist das Thema Wasserstoffproduktion, ein wichtiger Energiespeicher der Zukunft. Leider fehlt mir bei der medialen und politischen Diskussion der Nachweis woher das Wasser für die Wasserstoffproduktion kommen soll. Politiker:innen und Medien fokussieren sich auf Themen der grünen Energie und halten sich bei den Herausforderungen an die Wasserverfügbarkeit zurück. Bereits heute sprechen wir auch in Teilen Deutschlands von Wasserknappheit. Landwirtschaft, Industrie und die Trinkwasserversorgung stehen im Wettbewerb. Mit der Wasserstoffproduktion kommt ein sehr großer Player in der Wasserentnahme hinzu. Zur Meerwasserentsalzung wird Energie verbraucht und für den Entsalzungsprozess müssen Biozide und Entschäumer verwendet und wieder aufbereitet werden. Brine und Salze müssen gelagert und aufbereitet werden. Diese Themen sind wissenschaftlich zu bewerten und auch zu benennen, damit wir dieses wichtige Thema politisch nicht scheitern lassen.
Rein technisch sind die Herausforderungen in der Wasserbehandlung lösbar. Deutsche Unternehmen, wissenschaftliche Institute, Verbände und Betreiber haben sich über Jahrzehnte ein umfangreiches Know-how im Wassersektor erarbeitet. Es gibt international hervorragende Beispiele und Projekte, wie Herausforderungen der Wasserreinhaltung zu lösen sind.
Was kann GWP als Verband der international tätigen deutschen Wasser- und Abwasserwirtschaft in diesem Kontext leisten?
Die Mitglieder von GWP decken als Betreiber, wissenschaftliche Organisationen oder Hersteller und Ingenieurbüros alle Aspekte um das Thema Wasser ab. Dieses geballte Know-how in Verbindung mit internationalen Beziehungen und zu politisch Verantwortlichen kann über GWP genutzt werden, um globale Themen, wie der Verfügbarkeit sauberen Wassers und den Schutz der Ozeane sicherzustellen, sowie den Herausforderungen bei der Veränderung des Klimas zu begegnen.
In der Vergangenheit waren Sie bereits als Regionalforenleiter Indien tätig und sind kürzlich erneut zur Gremienleitung des neu gegründeten Forums Süd- und Südostasien gewählt worden. Welche Themen werden in Ihrem Forum im nächsten Jahr im Fokus stehen?
Synergien identifizieren und nutzen.
Wasserbehandlung ist dann effektiv, wenn alle Stufen der Wasseraufbereitung aufeinander abgestimmt und energetisch effizient gebaut sind. Ein wichtiger Baustein ist das Know-how der Mitarbeitenden auf der Anlage, um den Prozess sicher zu betreiben.
Unsere Herausforderung beim ehemaligen Regionalforum Indien war es, indischen Entscheider:innen aufzuzeigen, dass der Einsatz von Einzellösungen nicht zum Ziel einer guten Wasseraufbereitung führt. Daher haben wir das Projekt ShowCaseIN ins Leben gerufen. Die Machbarkeitsstufe für dieses Projekt wurde durch das BMU gefördert. Es werden alle Reinigungsstufen, die Überwachung bis zur Klärschlammverwendung aufeinander abgestimmt und die gesamte Anlage auf Energieeffizienz getrimmt. Eine enge Kooperation zwischen den Mitgliedern des Projektes bei GWP und von Chennai Metropolitan Water, Sanitation and Sewerage Board ist in einem MoU definiert. Ich freue ich mich auf die Umsetzung dieses Projektes. Es wurde bereits angekündigt, dass die Umweltministerin von Baden-Württemberg Frau Walker Interesse hat, nach Chennai zu kommen und GWP auch von politischer Seite zu unterstützen.
Dieses Projekt ist derart gestaltet, dass wir die Lösungen auch für Länder in Südostasien anpassen und einsetzen können, gepaart mit Ausbildung. Dies ist ein Themenschwerpunkt. Der zweite Schwerpunkt im neuen Regionalforum liegt in der engen Abstimmung und Unterstützung mit internationalen Finanzinstituten und Organisationen zur effektiven Umsetzung geplanter Vorhaben in deenr Wasserwirtschaft. Bereits seit längerer Zeit stimmen wir uns mit Vertreter:inn der KfW und Weltbank ab, um Gelder für Projekte in der Wasserwirtschaft sinnvoll einzusetzen.
Im Januar werde ich mit meiner Vertreterin Frau Sanchita Kandelwal und Fabian Fischer von der GWP-Geschäftsstelle einen Workshop durchführen, in denen wir gemeinsam mit interessierten GWP Mitgliedern die Themen der kommenden Monate herausarbeiten werden.
Wie können Sie das Netzwerk in Ihrer neuen Funktion bereichern und was erwarten Sie von Ihrer weiteren Mitgliedschaft bei GWP?
Wie eingangs erwähnt werde ich meine Expertise bei internationalen Markterschließung, im Projektmanagement, bei der Teamführung und des weiteren Netzwerksaufbaus einsetzen. Ich möchte helfen die GWP-Plattform für andere potentielle Mitspieler interessant zu gestalten. GWP-Mitglieder haben das Know-how in der Wasserwirtschaft und damit die Verantwortung dieses Wissen sinnvoll und global einzusetzen.
Sie möchten Ihr Unternehmen ebenfalls in Form eines Interviews vorstellen? Dann kontaktieren Sie gerne Rebekka Neef.