Die Deutsche Wasserwirtschaft im Globalen Kontext: Chancen, Herausforderungen und die Rolle der Innovation | Die Vorstandskolumne

Georg Huber, GWP-Vorstandsmitglied

„Die Vorstandskolumne“ ist eine Rubrik, in der Sie aus der Perspektive eines GWP-Vorstandsmitglieds über relevante Themen aus dem Wassersektor informiert werden. Die aktuelle Ausgabe kommt von Georg Huber.

Die Welt ist im Umbruch. Die Gleichzeitigkeit der Folgen des Klimawandels, der Covid-Pandemie, regionale Rezessionstendenzen und die gewaltvolle Eskalation alter und neuer geopolitischer Konflikte verlangt unserer Gesellschaft immer mehr ab. Das bedeutet auch, dass sich Individuen und Institutionen wie Unternehmen immer flexibler aufstellen müssen – und das häufig ziemlich schnell. Auch die deutsche Wasserwirtschaft steht vor einer entscheidenden Phase der Transformation. Während sich national die politischen Rahmenbedingungen für den Produktionsstandort Deutschland verschärfen, rücken die Bedarfe für eine nachhaltige Bewirtschaftung der globalen Wasserressourcen und deren Schutz vor Verunreinigungen verstärkt in den Fokus. Deutschland, mit seiner leistungsstarken Wirtschaft und großen Innovationskraft, trägt eine zentrale Verantwortung zum Erhalt der internationalen Wasserlandschaft.

Mit ihrer Fähigkeit, weltweit qualitativ hochwertige Technologien und Dienstleistungen anzubieten, grenzt sich die deutsche Wasserwirtschaft in vielen Disziplinen von seinen internationalen Wettbewerbern ab. Deutsche Unternehmen sind Vorreiter in der Entwicklung effizienter und nachhaltiger Wasseraufbereitungs- und Abwasserbehandlungstechnologien. Bei German Water Partnership e.V. (GWP) treffen diese deutschen Unternehmen auf Wettbewerber, aber auch auf Partner in Wertschöpfungsketten sowie wissenschaftliche Institutionen. Unser Netzwerk ermöglicht auf persönlicher Ebene einen institutionalisierten Austausch von Informationen und Interessen und allem voran einen gemeinsam Auftritt im Ausland. Mit diesem ersten Single-Point of Contact für internationale Kunden und Partner können wir  die internationale Wettbewerbsposition deutscher Akteure gebündelt darstellen.

Marktchancen im asiatischen Raum, Wassermanagement für nachhaltige Energiezukunft

Besonders in Asien, wo Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und Industrialisierung die vorhandenen Ressourcen stark unter Druck setzen, ergeben sich große Herausforderungen im Umgang mit der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Über bereits umgesetzte oder anstehende Lösungen und den damit verbundenen Herausforderungen tauschen sich die rund 40 Mitglieder des GWP-Regionalforums Süd- und Südostasien regelmäßig aus. In diesen Formaten liegt eine Chance für die deutsche Wasserwirtschaft, ihr Fachwissen und ihre Technologien einzubringen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.

In Zeiten teurer und knapper Energieressourcen erkennt man deutlich den engen Zusammenhang zwischen Wasserwirtschaft und Energieversorgung. Eine nachhaltige und vor allem sichere Energiezukunft erfordert ein sorgfältiges Wassermanagement, um u.a. die Verfügbarkeit von Kühlwasser für die noch notwendigen konventionellen Kraftwerke sicherzustellen. Es ist entscheidend, dass bei der Planung und Umsetzung von Energieprojekten auch auf ausreichende Wasserkapazitäten Rücksicht genommen wird.

Abwasser als Ressource: Ein Meilenstein der nachhaltigen Wasserwirtschaft

Ein essenzieller Aspekt der modernen Abwasserwirtschaft ist das Klärschlammmanagement und die damit einhergehende Klärschlammtrocknung. Die Trocknungstechnologie ermöglicht nicht nur eine effiziente Volumenreduzierung, sondern auch die Gewinnung von Rohstoffen und neuen Energieträgern. Klärschlamm kann durch diese technologischen Entwicklungen in Zukunft zu einer wertvollen Ressource werden.

Abwasser und die daraus gewonnenen Stoffe als Ressource zu betrachten, markierte einen Meilenstein in der nachhaltigen Wasserwirtschaft in Deutschland. Die Gewinnung von Energie, Nährstoffen und wiederverwendbarem Wasser aus Abwasser ist nicht nur Ressourcenschonung par excellence, sondern schafft auch wirtschaftliche Chancen. Deutschland ist hier Vorreiter und kann mit seinen Erfahrungen als Wegweiser für andere Länder dienen. In der aktuellen Ausgabe der BLUE PLANET Berlin Water Dialogues Konferenzreihe am 8. November 2023 diskutieren internationale Expertinnen und Experten zu genau dem Thema. Unter der Überschrift „Closing the loop: Circular Water Economy“ steht die Konferenz ganz im Zeichen des Wasser-Energie-Nexus, der industriellen Rohstoffrückgewinnung sowie Wasserwiederverwendung. Es werden gemeinsam globale Herausforderungen diskutiert sowie deutsche und internationale Kompetenzen und Lösungsansätze vorgestellt und beworben.

Zukunftsweisende Integration: Die Rolle von Forschung, Innovation und Kooperation in der deutschen Wasserwirtschaft

Die deutsche Wasserwirtschaft zeichnet sich durch eine enge Verzahnung von Forschungseinrichtungen, Unternehmen und staatlicher Förderung aus. Dieses Netzwerk versetzt uns in die Lage, neue Technologien zu entwickeln und rasch in die Praxis umzusetzen. Es schafft auch Raum für kreative Ansätze zur Bewältigung komplexer Herausforderungen. Trotz der starken Position Deutschlands in der globalen Wasserwirtschaft dürfen wir die sich wandelnden Marktbedingungen nicht außer Acht lassen. Neue Player und innovative Technologien aus aufstrebenden Märkten können zu einem verschärften Wettbewerb führen. Es ist daher entscheidend, weiterhin in Forschung und Entwicklung zu investieren, aber auch Raum zu bieten für einen engen Schulterschluss zwischen Unternehmen und Wissenschaft, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Die Zukunft der deutschen Wasserwirtschaft liegt in der internationalen Zusammenarbeit und der fortwährenden Innovation, dem Hinterfragen eingefahrener Pfade. Durch den Austausch von Wissen und die Entwicklung gemeinsamer Lösungen können wir sicherstellen, dass wir nicht nur den aktuellen Anforderungen gerecht werden, sondern auch eine nachhaltige Wasserwirtschaft für kommende Generationen gestalten.

In diesem Sinne lade ich Sie ein, gemeinsam an der Gestaltung dieser vielversprechenden Zukunft mitzuwirken. Werden Sie Mitglied und engagieren Sie sich im einzigen Netzwerk der international ausgerichteten deutschen Wasserbranche!

Ihr Georg Huber