Golfstaaten und Iran: Deutliche Einschränkungen durch Corona, aber auch neue Potenziale

Im Online Update Golfstaaten und Iran diskutierten Expert*innen aus der Region gemeinsam mit GWP-Mitgliedern die Einflüsse der Corona Krise auf die Golfstaaten und den Iran.

  • Die Region spürt deutlich den Einfluss der Corona-Krise auf die Wirtschaft
  • In den Golfstaaten gibt es Potenzial, z.B. im Bereich der Digitalisierung/Industrie 4.0
  • Iran ist geübt im Umgang mit Einschränkungen. V.a bei landwirtschaftlichen Produkten gibt es positive Entwicklungen im deutsch-iranischen Handel

Berlin, 15.06.2020. Die Golfstaaten spüren die Einschränkungen durch die weltweite Corona-Krise deutlich. So leidet besonders der sonst so starke Tourismus- und Veranstaltungssektor der Vereinigten Arabischen Emirate. Besonders die Verschiebung der Expo 2020 auf 2021/2022, die eigentlich dieses Jahr viele internationale Gäste anziehen sollte, mache sich bemerkbar, berichtet Oliver Oehms, Geschäftsführer der Deutsch-Emiratischen Industrie- und Handelskammer (AHK). In einer Umfrage der AHK vom April dieses Jahrs gaben 66 % der AHK-Mitgliedsunternehmen an, mit einem deutlichen Umsatzrückgang für das Jahr 2020 zu rechnen. Die befragten Unternehmen begründen dies vor allem mit einer gesunkenen Nachfrage, den auferlegten Reisebeschränkungen sowie der Unsicherheit bezüglich zukünftiger Investitionen und Geschäftslage.

Trotz dieser erwarteten Verluste durch COVID-19 gibt es durchaus auch Sektoren, die von der Krise profitieren. Einer dieser Sektoren sei die Digitalisierung bzw. Industrie 4.0, die in den letzten Monaten in den Golfstaaten einen deutlichen Aufschwung erlebt habe, so Oehms. Dabei ließen sich möglicherweise auch Anknüpfungspunkte zur Digitalisierung der Wasserwirtschaft knüpfen, die bereits seit längerem durch GWP-Mitgliedsunternehmen im Arbeitskreis Wasser 4.0 behandelt wird, wie GWP-Vorstandsmitglied Richard Vestner in der Diskussion herausstellte.

Auf Baustellen in Bahrain wird weitergearbeitet

In Bahrain sind die Baustellen der Projekte, die p2m berlin GmbH betreut weiterhin in Betrieb, berichtet Hubertus Schrage, Geschäftsführer der Ingenieursgesellschaft. Er gab jedoch zu bedenken, dass die Arbeit auch schnell zum Erliegen kommen könne. Sobald in den Massenunterkünften, in denen die Bauarbeiter normalerweise untergebracht sind, Arbeiter erkrankten, sei es nur eine Frage der Zeit, bis sich weitere Arbeiter anstecken und das Virus weiterverbreiten. Auch kam es bereits zu ersten Verzögerungen auf der Baustelle. Aufgrund der Schließung des Causeways nach Saudi-Arabien konnten einige Teile, die sonst verfügbar wären, nicht geliefert werden. Inzwischen ist der Causeway jedoch wieder zeitweise für gewerblichen Verkehr geöffnet, so dass auch die Arbeit auf den Baustellen hoffentlich weiter vorangehen könne, so Schrage.

Im Iran ist man den Umgang mit Einschränkungen gewöhnt

Im Iran sei die Corona-Krise eine weiteres „add on“ zu den Problemen, mit denen das Land bereits zu kämpfen hat, so Dagmar von Bohnstein, Geschäftsführerin der Deutsch-Iranischen Industrie- und Handelskammer (AHK). So haben die US-Sanktionen und das Verbot des Verkaufs von Öl das Land bereits gebeutelt und zwei Drittel der Unternehmen, die an einer Umfrage der AHK im April dieses Jahres teilgenommen haben, erwarten, dass ihre Umsätze in den kommenden zwölf Monaten als direkte Folge der Corona-Krise weiter sinken werden. Knapp drei Viertel der befragten Unternehmen gaben zudem an, dass die Maßnahmen, die die iranische Regierung zur Unterstützung der Unternehmen während der weltweiten Pandemie zur Verfügung gestellt hat, nicht ausreichend seien. Trotz der mehrfachen Einschränkungen, mit denen der Iran zu kämpfen hat, ist der deutsch-iranische Handel zu Beginn des Jahres 2020 angestiegen. Dieser Hoffnungsschimmer lässt sich vor allem auf einen gestiegenen Handel landwirtschaftlicher Produkte zwischen beiden Ländern zurückführen, aber auch die deutsche chemische Industrie habe positive Entwicklungen zu verzeichnen, so von Bohnstein.

Die Live-Berichte aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und dem Iran zeigen also, dass sich trotz merklicher Einschränkungen vor Ort auch neue Potenziale in Krisenzeiten eröffnen können. Für weitere Informationen stehen die Präsentationen der AHK VAE und Iran im Mitgliederbereich unter der Veranstaltung „Online-Update Golfstaaten und Iran“ zum Download bereit.

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