Peru: Massive Hilfspakete und Investitionslücken

Im Online-Update Peru diskutierten die GWP-Mitglieder und Experten die aktuelle Lage.

  • Peru ist von der Corona-Krise stark betroffen, schlägt sich aber wacker
  • Umfangreiche Konjunkturmaßnahmen beinhalten auch die Wasser- und Sanitärversorgung
  • Der Staat will die Investitionslücke von 15 Mrd. USD schließen

Berlin, 10.05.2020. Peru schlägt sich im Umgang mit der Corona-Krise bislang wacker, berichtet Jan Patrick Häntsche von der AHK Peru im GWP-Online-Update zur Lage im Land. Obwohl das Land derzeit die zweitmeisten Infizierten auf dem Kontinent zähle, managten Staat und Bevölkerung die Lage vergleichsweise gut. Der Staat hat große Summen für Hilfspakete bereitgestellt. Mit rund 12 Prozent des BIP sind es mit die höchsten unter den Ländern der Region. Mit Hilfspaketen für arme Haushalte soll auch sichergestellt werden, dass die vielen Menschen, die im informellen Sektor arbeiten, den Lockdown befolgen.

Insgesamt seien die Beschränkungen für Wirtschaft und Bevölkerung in Peru verglichen mit Deutschland deutlich strenger ausgefallen. Mittlerweile läuft aber die schrittweise Lockerung an, die vor allem wichtige Branchen und Dienstleistungen betrifft, wie den Bergbau, der für rund 60 Prozent am Export verantwortlich zeichnet, den Bau großer Infrastrukturprojekte, den Handel sowie den für wichtige Bereiche wie die medizinische Versorgung und Lebensmittelindustrie notwendige Transportsektor. Während der Außenhandel weiterhin funktioniere, gebe es Einschränkungen durch begrenztes Personal beim Zoll, berichtet Häntsche.

Dass die Lage unter Kontrolle sei, liege auch an dem entschiedenen staatlichen Durchgreifen, dass trotz erhöhter Militär- und Polizeipräsenz zu hohen Zustimmungsraten für den Präsidenten seitens der Bevölkerung führt. Dank niedriger Staatsverschuldung und gut gefüllter Kassen gehen Experten derzeit davon aus, dass sich die Wirtschaft schon im kommenden Jahr mit einem Wachstum von 5,2% wieder deutlich erholen wird. Für deutsche Unternehmen bleibe Peru damit ein interessanter Markt, „vielleicht sogar einer der interessantesten in der Region“, so Häntsche.

Ausbau der Wasserinfrastruktur über PPP

Infolge der Corona-Krise habe die Regierung einen umfangreichen Maßnahmenplan für die Unterstützung der Wirtschaft aufgelegt, der auch mehrere Wasser- und Sanitärprojekte beinhalte, berichtet Bram Willems, Präsident des Wasserkompetenzzentrums Centro de Competencias del Agua aus Lima. „Die Regierung ist sich darüber im Klaren, dass die Lücken in der Wasser- und Sanitärversorgung zu schließen auch ein Weg ist, die Wirtschaft zu reaktivieren“, erklärt Willems. Schließlich müsse man „anfangen, ein robustes Gesundheitssystem aufzubauen.“

Die Bedeutung einer besseren Wasserversorgung gerade für die arme und rurale Bevölkerung wird in der Krise noch deutlicher: Die wirtschaftlichen und sozialen Ballungsräume befinden sich in den grundsätzlich wasserärmeren Gebieten des Landes. Mit 3,4 Millionen Menschen haben rund 11 Prozent der Peruaner keinen Zugang zu Trinkwasser. 8,3 Millionen Menschen fehlt es an ausreichenden sanitären Anlagen. Rund 62 Prozent der heimischen Abwässer werden von den örtlichen Versorgern aufbereitet – allerdings sei vor allem Qualität der Aufbereitung der Abwässer gering, die wieder in die Flüsse geleitet werden.

Laut einem aktuellen Entwicklungsplan der Regierung wird das Investitionsdefizit im Wassersektor derzeit auf rund 15 Mrd. US-Dollar geschätzt.

Da in vielen Fällen die Regierung als Auftraggeber fungiert, bleibt der Zugang zu zahlreichen Projekten für ausländische Unternehmen schwierig, so Willems. Allerdings arbeite die Regierung an immer mehr Projekten nach dem Modell öffentlich-privater Partnerschaften (Public Private Partnerships, PPP), um auch ausländische Anbieter zum Zuge kommen zu lassen. Derzeit seien 17 PPP-Projekte im Wert von rund 9 Mrd. US-Dollar für die nächsten 20 bis 30 Jahre geplant.

Aufgrund des Lockdowns mussten vorübergehend einige Projekte ausgesetzt werden. Der Kontakt zu Geschäftspartnern vor Ort über digitale Kanäle hat sich aber auch in Peru in den vergangenen Wochen durchgesetzt. Während es seitens der Teilnehmenden des GWP-Online-Updates durchaus gemischte Erfahrungen gab, wie gut solche Online-Meetings in Peru funktionieren, wurde dies doch insgesamt als positive Entwicklung angesehen, die in Zukunft ausländischen Unternehmen den Kontakt in diesen vielversprechenden Markt erleichtern könnte.

 

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