Am 28. November 2024 fanden die BLUE PLANET Berlin Water Dialogues unter der Überschrift „Urban Water Resilience – Reshaping Our Cities“ statt. Mit nahezu 700 registrierten Teilnehmenden aus 73 Ländern machte die virtuelle Fachkonferenz erneut deutlich, dass nachhaltiges Wassermanagement global ein Thema von besonderem Interesse ist.
Ein globales Forum für Innovation
Die Veranstaltung brachte internationale Expert:innen aus Forschung, Wirtschaft und Politik zusammen, um innovative Lösungen für die wachsenden Herausforderungen urbaner Wasserresilienz zu präsentieren und zu diskutieren. In Keynotes, Projektvorstellungen und Podiumsdiskussionen wurden weltweit etablierte wie auch neue Konzepte, wie das Schwammstadt-Modell, und die Rolle der Digitalisierung in urbanen Wassersystemen erörtert.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Boris Greifender, Geschäftsführer von German Water Partnership e.V. (GWP) und Dr. Pascale Rouault, Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Wasser Berlin (KWB).

Dr. Severin Fischer, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe in Berlin eröffnete die Veranstaltung. „Wasser ist nicht nur eine lebenswichtige Ressource, sondern ein einzigartiges Element, das uns alle miteinander verbindet und über Grenzen, Kulturen und Gemeinschaften hinweg fließt. In einer Welt, die zunehmend vom Klimawandel und der Verstädterung geprägt ist, sehen sich unsere Städte mit noch nie dagewesenen Bedrohungen für ihre Wassersicherheit konfrontiert. Unser Ansatz der urbanen Wasserresilienz muss ganzheitlich, integrativ und zukunftsorientiert sein. Wasser kennt keine Grenzen, es verbindet uns alle“, betonte Staatssekretär Dr. Fischer. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe war in diesem Jahr alleiniger Fördermittelgeber der BLUE PLANET Berlin Water Dialogues.
Sponge Cities – A shared responsibility!
Einblicke in den aktuellen Forschungs- und Sachstand sowie die Lösungsansätze des Sponge-City-Konzepts erhielten die Teilnehmenden in der Eröffnungs-Keynote von Dr. Carlo W. Becker (bgmr Landschaftsarchitekten). Unter dem Titel „Sponge Cities – A shared responsability!“ gab er einen Überblick über das Leitthema Urban Water Resilience. In Bezug auf die Stadtplanung unterstrich er dabei die gemeinsamen Verantwortung von Stadtplanern und Wasserexpert:innen, um eine widerstandsfähige, nachhaltige städtische Umgebung zu gestalten. Dr. Becker legte einen besonderen Fokus auf Berlins Pionierarbeit im Bereich des dezentralen Regenwassermanagements und zeigte, wie die Stadt bei der Integration wassersensibler Stadtplanung in ihre Planung und Infrastruktur mit gutem Beispiel vorangeht.

Im Anschluss graben zwei Unternehmenspräsentationen Einblicke in Best-Practices. Gerhard Hauber, Executive Partner des international tätigen Planungsbüros Henning Larsen (Landscape.Water.Sustainability) stellte wegweisende Projekte mit einem ganzheitlichen Umgang des Schwammstadtkonzepts aus Dänemark, Kopenhagen (Cloudburst Masterplan) und Singapur (Bishan Park) vor. Er zeigte auf, wie die Kombination von blauer (Wasser) und grüner (Natur) Infrastruktur als integrale Elemente in der Stadtgestaltung zur Bewältigung von Überschwemmungsmanagement beiträgt.
Chiyan Peng, CEO von Wasser Hannover und aktives Mitglied im Regionalforum Ostasien und im Arbeitskreis Urbane Wasserresilienz bei GWP, erläuterte in seinem Pitch das Schwammstadt-Konzept und wie es eine Lösung für resilientere urbane Wasserökosysteme bietet. Seit 2007 arbeitet Wasser Hannover mit 15 deutschen Partnerbüros zusammen, die sich auf verschiedene Bereiche des Wassermanagements spezialisiert haben, darunter Hochwasser- und Abwasserbehandlung, Architektur und Landschaftsplanung. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ist entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung von Schwammstadt-Projekten. Als Beispiele für solche Projekte stellte er die Renaturierung des Guitang-Flusses in Changsha und das Hefei Airport City-Projekt vor, das umfassende Flussverbesserung, Parkgestaltung und ökologische Restaurierung umfasst.
UrbanWater 2030: Water Solutions for Resilient Cities Facing Climate Change
Unter der Moderation von GWP-Neumitglied Prof. Günter Müller-Czygan, Professor für Wasserinfrastruktur und Direktor des Instituts für Nachhaltige Wassersysteme (inwa) an der Hochschule Hof, wurde die Notwendigkeit der urbanen Transformation im Hinblick auf extreme Wetterereignisse, insbesondere Starkregen, diskutiert. Die Runde vereinte internationale Perspektiven aus Forschung und Industrie und beleuchtete dabei die Rolle von politischen Instrumenten für die erfolgreiche Umsetzung resilienter Schwammstädte. Es diskutierten Cecília Correira (Bentley Systems GmbH), Dipl.- Ing. Thomas Grünig (HST Systemtechnik GmbH & Co. KG), Gerhard Hauber (Henning Larsen (Landscape.Water.Sustainability), Dr. Scott Jeffers (Sempergreen USA) und Dipl.- Ing. Andreas Vetter (Umweltbundesamt). Drei Themen wurden dabei vertieft behandelt: Klimaresiliente Stadtplanung, technologische Innovationen, Daten, Monitoring und digitale Lösungen sowie Finanzierungs- und Governance-Aspekte sowie die Zukunftsperspektiven für die Entwicklung nachhaltiger urbaner Wassermanagementlösungen.
Panelists I © BluePlanet
Digitalisierung als Schlüssel zur Resilienz – Zusammenarbeit als Erfolgsfaktor
Im zweiten Konferenzteil wurde der Frage nachgegangen, wie die Digitalisierung die Wasserver- und Abwasserentsorgung in Städten revolutioniert. Angesichts der alternden Infrastruktur, in Berlin und in ganz Europa, bieten digitale Tools eine Chance, diese Herausforderungen direkt anzugehen. Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) sind bahnbrechend für das Wassermanagement. Fortschrittliche Analysen helfen, den Wasserverbrauch vorherzusagen und Ressourcen besser zu verwalten.
Will Sarni, CEO der Water and Nature Practice bei Earth Finance betonte die Bedeutung der digitalen Transformation im Wassersektor. Entscheidend dabei sei eine klare Strategie, die von den städtischen Entscheider:innen getragen wird. Eine Innovationskultur mit flexiblen Ansätzen, wie Pilotprojekten und der Optimierung der Datennutzung durch geeignete Infrastrukturen spiele dabei eine zentrale Rolle. Zudem hob er die Notwendigkeit hervor, digitale Ökosysteme aufzubauen und Vorteile digitaler Lösungen klar aufzuzeigen. Um die vielfältigen Herausforderungen zu überwinden, müsse der Sektor stärker zusammenarbeiten. Nur durch Kooperation und Agilität könne die digitale Zukunft des Wassermanagements erfolgreich gestaltet werden.
Im Anschluss präsentierte Prof. Dr. Manfred Kleidorfer, Professor für nachhaltige städtische Wasserinfrastruktur an der Universität Innsbruck, Lösungen für Herausforderungen wie Überschwemmungen und Dürren. Gunnar Brüggmann, Leiter der Geschäftsentwicklung bei Xylem Deutschland, stellte in seinem Pitch ein innovatives System vor, das mittels einer KI-gestützten Optimierung Prognosen für den Wasserbedarf sowie die Energieproduktion erstellt und dadurch die Steuerung von Pumpen und Wasserdämmen optimieren kann.
Resilience and Critical Water Infrastructures
Die von Dr. Nicolas Caradot, Leiter einer Forschungsgruppe für intelligente Städte und Infrastrukturen am KWB, moderierte Debatte ging von der Schlüsselfrage aus, wie die Widerstandsfähigkeit von Wassersystemen gegenüber ökologischen und technologischen Bedrohungen verbessert werden kann. Städte sind zunehmend anfällig für globale Umweltveränderungen. Die Vernetzung von Infrastrukturen im urbanen Raum erhöhen das Risiko von Kettenreaktionen in Systemausfällen. Begriffe wie Risiko, Nachhaltigkeit und Resilienz werden dabei oft unscharf und austauschbar verwendet. Das Panel war mit Beniamino Russo (Universitat Politècnica de Catalunya), Dr. Rita Ugarelli (SINTEF AS), Nina-Sophie Giertz (Berliner Wasserbetriebe), Prof. Dr. Timothy Moss (Humboldt Universität zu Berlin), Frédéric Guyomard (Électricité de France) und Dr. Ir. Jereon Langeveld (TU Delft) hochkarätig besetzt.
Panelists II © BluePlanet
Eine Stadt ist kein isoliertes System
Dr. Aklilu Fikresilassie, Director of Cities for Africa am World Resources Institute (WRI), forderte seiner abschließenden Keynote, dass die Planung von Wasserinfrastrukturen den gesamten urbanen Raum berücksichtigen müsse. Dies erfordere eine ganzheitliche Betrachtung der Landnutzung und eine datengestützte Planung, um die komplexen Bedürfnisse der Städte verstehen und adressieren zu können, denn eine Stadt ist kein isoliertes System. Dr. Fikresilassie sprach auch die Notwendigkeit an, neue und kontextbezogene Ansätze für Urban Water Resilience zu entwickeln, die den spezifischen Gegebenheiten der jeweiligen Region gerecht werden. Der afrikanische Kontinent wird bis 2050 voraussichtlich 1,5 Milliarden Einwohner zählen. Zudem lebt über die Hälfte der urbanen Bevölkerung Afrikas in informellen Siedlungen und Slums, was die Herausforderungen in der Wasserbewirtschaftung noch verstärkt. Wasser ist eine enorme Herausforderung: Es gibt entweder zu viel Wasser, zu wenig oder es ist zu stark verschmutzt, was die Notwendigkeit nachhaltiger und effektiver Wasserlösungen noch dringlicher macht.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit und globale Perspektiven
Im Zentrum der BLUE PLANET Berlin Water Dialogues 2024 stand die Frage, wie blaue, grüne und graue Infrastrukturen integriert werden können, um Städte widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels zu machen. Denn die zunehmenden Herausforderungen durch extreme Wetterereignisse steigern die Bedeutung nachhaltiger Wasserlösungen.
Die virtuelle Konferenz hat einmal mehr gezeigt, dass internationale Zusammenarbeit bei der Bewältigung globaler Herausforderungen im Wassersektor unerlässlich, und von hohem Wert ist. Die Einführung dieser Technologien bedarf neuester und sicherer Infrastrukturen sowie ein Umdenken in unseren Köpfen, eine Chance und Herausforderung zugleich – nicht nur für Unternehmen.
Die Veranstaltung war zum wiederholten Male ein Beispiel dafür, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit und globale Perspektiven dazu beitragen können, nachhaltige und widerstandsfähige Städte zu gestalten. Mit der Teilnahme von Expert:innen aus Wissenschaft, Betreibern und Wirtschaft setzt die Konferenz 2024 Maßstäbe für die Zukunft urbaner Wasserresilienz. Das starke Interesse an der Veranstaltung, die lebhafte Nutzung des Live-Chats für Fragen an die Referent:innen und die hohe Internationalität und Interdisziplinarität der Teilnehmenden zeigen wie wichtig und etabliert das Konferenzformat mittlerweile ist.
Nachhaltige Vernetzungsmöglichkeiten noch bis 13. Dezember 2024
Die Online-Eventplattform ermöglicht durch eine Reihe Interaktionsmöglichkeiten, sowohl während aber auch nach der Veranstaltung das internationale Netzwerken. Teilnehmende können die Plattform noch bis 13. Dezember 2024 nutzen.
Zum Abschluss der diesjährigen BLUE PLANET Berlin Water Dialogues gebührt Dank der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie dem Partner XYLEM und unserem Unterstützer Veolia.
Organisiert wird die Konferenz vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin GmbH (KWB), German Water Partnership e.V. (GWP) und den Berliner Consulting Firmen T-Base GmbH und eclareon GmbH.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.blueplanetberlin.de sowie auf LinkedIn (BLUE PLANET Berlin Water Dialogues).