Die BLUE PLANET Berlin Water Dialogues beleuchteten am 22. November mit dem Schwerpunkt Artificial Intelligence: Reshaping the Water Industry ein international hochaktuelles Thema.
Über 600 Teilnehmende aus aller Welt beteiligten sich an der Online-Konferenz, die von Jennifer Porto moderiert wurde. Hochrangige internationale GastrednerInnen präsentierten Künstliche Intelligenz (KI) aus der Perspektive der Forschung, der industriellen Innovationen, der Bedürfnisse der Wasserbetreiber sowie der politischen und rechtlichen Herausforderungen. Diskutiert wurde vor allem zu Cyber Security, den Herausforderungen der Implementierung sowie zur Stärkung der Klimaresilienz durch KI.
Grußworte betonen internationale Relevanz der Konferenz
Nach einführenden Worten der Fachbeiratsmitglieder Julia Braune, Geschäftsführerin von German Water Partnership e.V. (GWP) und Jochen Rabe, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Wasser Berlin (KWB) eröffnete Stefan Tidow, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) die Konferenz und ging auf die rasante Entwicklung der KI-Forschung im Wassersektor ein. Er unterstrich die hohe Relevanz der BLUE PLANET Berlin Water Dialogues. Es sei zudem von immenser Bedeutung das neueste Wissen – wie hier von KI-Anwendungen – im Bereich Wasser- und Abwassermanagement zu teilen und so internationale Kooperationen anzustoßen sowie passende Richtlinien zu entwickeln, die Umweltschutz und Nachhaltigkeit fördern und gleichzeitig wirtschaftliches Wachstum ermöglichen.
Hochkarätige internationale SprecherInnen führten durch das Programm
Die Fachkonferenz gliederte sich in zwei Themenblöcke, die Chancen und Herausforderungen der Anwendung Künstlicher Intelligenz im globalen Wassersektor beleuchteten. Dabei standen u.a. die Schwerpunkte „Innovative Anwendungsbeispiele“ sowie „Hydroinformatik und Cybersicherheit“ im Vordergrund.
Namhafte nationale wie internationale Keynote Speaker gaben Einblicke in den aktuellen Forschungs- und Sachstand und diskutierten die dringendsten Herausforderungen sowie Anforderungen der Einsatzfähigkeit von KI-Technologien. Sella Nevo (Google Flood Forecasting Initiative) stellte verschiedene Machine Learning- Modelle für Flutvorhersagen bei Flüssen vor. In den nächsten Jahren sei es möglich, mit weniger Daten genauere Aussagen treffen zu können und diese weltweit zu skalieren. Wir stünden erst am Anfang dieser Entwicklung, bei welcher maschinelles Lernen eine Schlüsselrolle spiele. Der CEO der Technologiestiftung Berlin, Nicolas Zimmer, sensibilisierte dafür, dass der öffentliche Einsatz von KI immer auch der Gesellschaft zugutekommen sollte, und nicht nur reiner Selbstzweck sein dürfe.
Die gemeinsame Keynote von Dr. Riccardo Taormina (Delft University of Technology) und Prof. Andrea Cominola (Technische Universität Berlin), die beide auch dem Fachbeirat der BLUE PLANET Berlin Water Dialogues angehören, leitete den zweiten Teil der Veranstaltung „Barriers to climb“ ein. Beide betonten, dass besonders bei Eingriffen in die kritische Infrastruktur Datensicherheit und Datenschutz oberste Priorität hätten. Regularien, Ressourcen und Budgetvorgaben würden den Standard für die Datenqualität setzen. Wobei es wichtig sei, gute Daten zu sammeln, denn nur so sind erfolgsversprechende KI-Anwendungen auf Basis von Maschinellem Lernen zu erzielen. Dr. Newsha Ajami (Lawrence Berkeley National Lab) plädierte in ihrer abschließenden Keynote dafür Reportings mit in die KI-Tools zu integrieren und zentrale sowie dezentrale Modelle miteinander zu verbinden.
Panel Diskussionen ermöglichen tiefe Einblicke
In der ersten Panel Diskussion, moderiert von Dr. Richard Vestner (Bentley Systems), diskutierten Anja Eimer (Siemens AG), Navaneethan Santhanam (SmartTerra), Alexandre Vallières (Bentley Systems) und Oliver Grievson (Z-Tech Control Systems) über diverse KI-Lösungen im Wassersektor. Große Firmen wie Siemens haben andere Möglichkeiten, Netzwerke und Partner – als beispielsweise KMU – neue Technologien einzusetzen, gleichzeitig nimmt die Komplexität zu. Das Panel war sich einig, dass es nicht die eine Formel für jede Anwendung gibt und jeder Fall individuell betrachtet werden muss. Wir freuen uns besonders über die Beteiligung der GWP-Mitglieder an dieser interessanten Diskussion.
In der zweiten Diskussion zum Thema „Hydroinformatics – New data sources“ mit Ina Vertommen (KWR Water Research Institute), Dr. Antonio Moreno-Rodenas (Deltares), Marten Hutten (Vitens) und moderiert von Dr. David Steffelbauer (KWB) wurde deutlich, dass die Qualität der Daten und der Zugang dazu das Wichtigste sei. In den Niederlanden sei man, laut Vertommen, pro-aktiv im Bereich Vorhersage-Technologien. Die Implementierung der tatsächlichen Anwendung in die Industrie hingegen, stellt nach wie vor eine große Herausforderung dar.
Vertiefende Einblicke in parallelen Breakout-Sessions
In den vertiefenden Breakout-Sessions erlangten die Teilnehmenden beispielsweise Einblicke in die Vorteile des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz zur Erkennung von Schäden in Abwassersystemen. Nic Lengemann (Berliner Wasserbetriebe) und Dr. Aisha Mamade (Baseform) präsentierten das gemeinsame Projekt SEMA+, in dessen Rahmen ein qualitätsgesichertes Alterungsmodell für den Zustand des Berliner Kanalnetzes und den zukünftigen Investitionsbedarf entwickelt wurde. Norman Schweimanns (TU Berlin) stellte das gerade abgeschlossene KI-Forschungsprojekt des BMBF Dyna aus dem Bereich Industriewasser vor.
Nicolas Caradot (KWB) sprach im Gegenzug von einer neuen Generation von KI-Tools, die auf dem Vormarsch sei und immer präzisere Analysen ermöglichen, wovon speziell Kommunen profitieren könnten, indem Daten untereinander geteilt werden könnten. Die Datensicherheit müsse jedoch sichergestellt werden. Start-ups wie die Pallon AG setzen Maschinelles Lernen ein, um schnell und objektiv Schäden in Kanalinspektionsvideos automatisch zu erkennen. Netzwerkbetreiber können so schnellstens über Beeinträchtigungen informiert werden. Dies ermöglicht ein effizienteres und ökonomischeres Arbeiten und reduziert zudem CO2-Emissionen sowie Abwasserleckagen.
Chris Thomas, Leiter Innovation & Enterprises bei ISLE Utilities, einem unabhängigen Technologie- und Innovationsberatungsunternehmen für den Wasserbereich, skizzierte die Zusammenführung innovativer KI-Technologien, Endnutzern und Investoren im Einklang mit den Marktanforderungen. Dr. Adam Cartwright, Leiter IoT Anwendungen bei Siemens UK, stellte gar die mögliche Skalierung einer KI-Lösung zur Kanalisationsüberwachung für bis zu 5 Millionen Menschen vor.
Nachhaltige Vernetzungsmöglichkeiten noch bis 5. Dezember 2022
Die multimediale Online-Eventplattform ermöglicht zudem durch vielfältige Interaktionsmöglichkeiten, sowohl vor, während und nach der Veranstaltung, das internationale Netzwerken. Die Eventplattform ist noch bis 5. Dezember 2022 online und lädt so weiterhin zur Vernetzung ein.
Die virtuelle Konferenz hat einmal mehr gezeigt, dass internationale Zusammenarbeit bei der Bewältigung globaler Herausforderungen im Wassersektor unerlässlich, und dass KI beim Monitoring und der Skalierung von hohem Wert ist. Die Einführung dieser Technologien bedarf neuester und sicherer Infrastrukturen sowie ein Umdenken in unseren Köpfen, eine Chance und Herausforderung zugleich – nicht nur für Unternehmen.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.blueplanetberlin.de sowie auf LinkedIn (BLUE PLANET Berlin Water Dialogues) und Twitter (@BlueDialogues). Gefördert werden die BLUE PLANET Berlin Water Dialogues durch die Exportinitiative Umweltschutz – GreenTech „Made in Germany“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SenWEB). Organisiert wird die Konferenz vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB), German Water Partnership e.V. (GWP) und den Berliner Consulting Firmen T-Base GmbH und eclareon GmbH.