Ukraine Soforthilfe: Laufende Projekte, Herausforderungen und langfristiger Wiederaufbau

Am 19. August 2022 fand ein weiteres Online-Update zur Soforthilfe für die Ukraine statt. Dabei stellten die beiden GWP-Mitgliedsunternehmen Siemens AG und Herborner Pumpentechnik GmbH & Co KG sowie der Verband Kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) den insgesamt 22 interessierten Teilnehmenden den Stand ihrer Hilfsprojekte vor. Hierbei ging es um bereits Erreichtes, das Überwinden von Schwierigkeiten sowie die Möglichkeiten für weitere Unterstützung bei der Zulieferung von Hilfsmitteln. In der anschließenden Diskussion richtete sich der Blick über die aktuelle Soforthilfe hinaus auch auf den langfristigen Wiederaufbau.

Beschleunigte Lieferungen zur Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur

Anja Eimer stellte zunächst das Soforthilfeprogramm von Siemens vor. Gemeinsam mit Betreibern vor Ort in der Ukraine arbeitet man durch die beschleunigte Lieferung dringend benötigter Ersatzteile daran, die kritische Wasser- und Abwasserinfrastruktur für die Bewohner aufrechtzuerhalten. Ihr Kollege Sergey Dvornik (Siemens Ukraine), live aus Kiew zugeschaltet, gab einen Einblick in das Ausmaß der Zerstörung von kritischer Infrastruktur und zeigte auf, in welchen Städten die Lage besonders prekär ist. Siemens praktiziert einen speziellen Priorisierungsworkflow für die Lieferung von Materialien für kritische Infrastrukturen und arbeitet gemeinsam mit der TU Berlin mit einem digitalen Zwilling.

Logistische und finanzielle Herausforderungen

Vera Polyakova von Herborner Pumpen verwies auf den prekären Fall der Stadt Mykolaiv, deren einzigen beiden Wasserleitungen zerstört worden sind, wodurch die 480.000 Einwohner ohne Trinkwasser sind. Es werden dringend neue Pumpstationen und Kläranlagen gebraucht. Herborner Pumpen hat bereits vor 2,5 Monaten eine mobile Wasseraufbereitungsanlage für den Transport in die Ukraine bereitgestellt, jedoch bestehen große logistische und finanzielle Herausforderungen.

„Wasserwirtschaft hilft Ukraine“ läuft weiter

Daran anknüpfend berichtete Dr. Britta Ammermüller vom VKU von den vielen, auch bürokratischen Hürden, welche es bei der Soforthilfe für die ukrainische Wasserwirtschaft zu überwinden gilt. Im Rahmen der vom VKU getragenen Initiative „Wasserwirtschaft hilft Ukraine“ müssen beispielsweise Doppelanfragen aus der Ukraine gebündelt oder Transportwege stets neu geprüft werden. Der VKU nutzt für die Lieferung von benötigter Technik die Schienenbrücke der Deutschen Bahn. Diese hat vier Abholungsstationen in Deutschland eingerichtet, an denen Container mit Hilfsgütern gefüllt werden, die dann über das Schienennetz in die Ukraine geliefert werden. Da die Container erst abtransportiert werden, wenn sie voll sind, kommt es immer wieder zu starken Verzögerungen bei den Hilfslieferungen. Hier gilt es Fragen zu klären: Wo kommen die Hilfsgüter an, wo wurden sie ursprünglich benötigt und können sie unter geänderten Umständen auch weitergeleitet werden, falls sie dann anderenorts dringender gebraucht werden sollten?

Die bisherigen Maßnahmen zur Soforthilfe für die ukrainische Wasserwirtschaft hat der VKU – mit Unterstützung von GWP und weiteren Verbänden – unter großem Einsatz der Mitarbeitenden koordiniert. Zur Ausgestaltung der zukünftigen Soforthilfe laufen zahlreiche Gespräche mit möglichen Partnern wie der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und den Bundesministerien.

Blick in die Zukunft notwendig

Den Blick in die Zukunft richtete auch die GWP-Vorstandsvorsitzende Gunda Röstel in Ihrem Beitrag, wobei sie insbesondere die Wichtigkeit betonte, Themen wie Modernisierung und europäische Normen bei den Anstrengungen zum Wiederaufbau der ukrainischen Wasserwirtschaft mitzudenken.

GWP bedankt sich ganz herzlich beim VKU und allen Beteiligten für die großartige Arbeit in der Soforthilfe für die ukrainische Wasser- und Abwasserversorgung!