Neu bei GWP: awama GmbH

Gründung nach „Heureka-Effekt“: awama-Geschäftsführer Jochen Gaßmann. Foto: awama GmbH

Die Ausgründung aus dem Braunschweiger Maschinenbauer BMA geht mit innovativer Technologie neue Wege in der Abwasserbehandlung. Geschäftsführer Dr. Jochen Gaßmann erklärt ihre Vorteile und welche Nische sein Unternehmen damit besetzt hat.  

Herr Gaßmann, was macht awama?

Gaßmann: Wir haben zwei Geschäftsbereiche, die wir von unserer Mutterfirma der BMA Braunschweigische Maschinenbauanstalt AG mitgenommen haben. Das sind zum einen sogenannte Dampfprozesse für Abwasserbehandlungsanlagen. Ein recht komplexes Thema, bei dem wir Abwasserprozesse ganzheitlich aus Sicht thermischer Verfahrenstechnik betrachten und unter Gesichtspunkten der Dampfverwendung, der CO2-Einsparung, des Phosphorrecycling und der Ressourceneffizienz neu denken. Das machen wir hauptsächlich zusammen mit unserer Partneruniversität TU Clausthal. Das beinhaltet viel Engineering aber auch Maschinen- und Anlagenbau. Teilweise montieren wir auch selbst. Im Großen und Ganzen geht es aber um Auslegung, Bilanzierung, Planung und Zeichnung und dann um die Umsetzung zusammen mit einem Maschinenbauer.

Wir hatten bereits 2010 darüber nachgedacht, einen von BMA in der Zuckerindustrie eingesetzten Dampftrockner für die Meerwasserentsalzung einzusetzen. Ich hatte gesehen, dass man mit der Abwärme des Klärschlammtrockners Meerwasser entsalzen kann. Das Temperaturniveau passt – nur die Größenordnung nicht. Es wird viel zu viel Meerwasser entsalzt, als mit der Trocknung von Klärschlamm Energie gewonnen werden kann. Professor Michael Sievers von der TU Clausthal wies uns dann darauf hin, dass wir mit diesem Dampftrockner mittels thermischer anstatt nur biologischer und physikalisch / chemischer Verfahren die ganze Abwasserbehandlung neu denken können. Das war ein Heureka-Effekt. Der „Dampfprozess DryD“ war geboren.

Der zweite Geschäftsbereich ist eine Anlage zur Automatisierung, Einsparung und Optimierung beim Einsatz polymerer synthetischer Flockungsmittel für Abwässer und Schlämme. Diese Mittel werden in großen Mengen bei der Entwässerung, Flotation und Sedimentation eingesetzt und sind durchaus gewässergefährdend. Hier haben wir ebenfalls zusammen mit Professor Sievers von der TU Clausthal ein Verfahren entwickelt, mit dem wir diese Polymere zu 25 bis 35 Prozent einsparen können. Das ist für die Kläranlagen ebenso ein finanzieller wie ein Betriebsführungseffekt, weil das ganze automatisiert wird. Und es hat Auswirkungen auf die Trockensubstanz. Die Kläranlage spart also bei der Entsorgung.

In beiden Bereichen gibt es keine direkten uns bekannten Wettbewerber. Gleichzeitig sind wir mit Abwandlungen der Technologie unterwegs, um die gesamte Entwässerungstechnik im Bereich der Kläranlagen und überhaupt die Abwasserbehandlung auf einen neuen digitalen Weg zu bringen. Wir haben Referenzanlagen, die seit mehr als drei Jahren laufen. Es ist eine Nische, aber eine sehr neue Nische.

In welchen Märkten sind Sie bereits aktiv, an welchen sind Sie interessiert? Und was bedeutet das Auslandsgeschäft für Sie?

awama Anlagentechnik zur Automatisierung, Einsparung und Optimierung beim Flockungsmitteleinsatz: Automatische Mehrfache Flockung (AMF) mit Sensor (1) und Sensor (2) sowie Inline Zentrat Sensor (3). Foto: awama GmbH

Gaßmann: Wir schauen uns erst einmal den deutschen und europäischen Markt an. In Deutschland haben wir bereits 2.500 Anwendungsfälle für die eine und ungefähr 500 bis 600 für die andere Technologie. Aber natürlich sind unsere Technologien für alle Kläranlagen und Abwasseranlagen weltweit interessant. Das Marktpotenzial übersteigt derzeit unsere Möglichkeiten, wir mussten uns also erst einmal fokussieren, haben aber gleichzeitig über die BMA ein weltweites Netzwerk mit Vertrieb.

Wir haben schon einmal Kontakte nach Tunesien, in die Türkei und nach Neuseeland aufgenommen. Wenn wir Multiplikatoren und Distributoren finden können, die unsere Technologie mit uns zusammen in anderen Märkten vermarkten können, hilft das uns auch jetzt schon mittelfristig.

Erstmal bauen wir also unser Netzwerk aus, pflücken die „low hanging fruits“, bauen eine Referenzliste auf und entwickeln die Technik weiter.

An welchen Themen und Arbeitskreisen sind Sie interessiert?

Gaßmann: Wir interessieren uns insbesondere für den AK Industriewasserwirtschaft. Dessen Themen und Inhalte könnten wir 1:1 für unsere Werbebroschüre übernehmen und passen mit unseren Produkten wie die Faust aufs Auge – wir machen Wertstoffrecycling, wir optimieren den Triebmittelverbrauch, wir automatisieren, wir sparen ein.

Ansonsten sind die AK Innovationen und Wissenschaftskooperationen für uns interessant, weil wir noch Entwicklungs- und Fördermöglichkeiten für die ein oder andere Teilkomponente sehen, und der AK Wasser und Energie.

Was erwarten Sie sich von GWP und dem Netzwerk?

Gaßmann: Wir haben bereits mit anderen Mitgliedern Kontakt aufgenommen. Der internationale Gedanke ist für uns ganz wichtig, wir wollen die Referenz im Bereich der Flockungs- und Konditioniertechnik von Abwässern sein. GWP ist für uns attraktiv, um dafür bekannt zu werden, ein Netzwerk aufzubauen, von den Erfahrungen anderer Mitglieder zu profitieren und Synergien zu finden – und weil der Verein mit seinen Mitgliedern gut zu uns passt.

Besonders freuen wir uns schon jetzt darauf, dass wir an dem GWP-Gemeinschaftsstand auf der IFAT teilnehmen werden.

Kontakt

Dr. Jochen Gaßmann
awama GmbH
jochen.gassmann@awama.net
+49 531 3939 8900
http://www.awama.net