Die deutsche Wasserwirtschaft bietet technologische Innovationen und Know-how, die das Potenzial haben, zur Verbesserung der Wasserver- und Abwasserentsorgung weltweit – und damit zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele – beizutragen. German Water Partnership bündelt die Expertise unterschiedlicher Stakeholder. Im August 2023 durften wir CAIRDROP GmbH als neues Mitglied begrüßen. Für das Interview sprachen wir mit Michael Wilhelm, Gründer der CAIRDROP GmbH.

Herzlich willkommen bei German Water Partnership, CAIRDROP! Mit der CAIRDROP®-BOX transportieren Sie Trinkwasser, Medikamente, Lebensmittel und/oder sonstige medizinische Hilfsmittel sicher direkt zum Bedarfsort. Erzählen Sie uns etwas zur Geschichte Ihres Unternehmens. Wie kam es zur Idee?
Die Idee zur CAIRDROP-Box wurde geboren mit einem Anruf der USA-Botschaft aus Berlin, nachdem der Taifun „Haiyan“ auf den Philippinen im November 2013 alles verwüstet hatte. Einzelne Inseln waren damals komplett von der Außenwelt abgeschnitten und die Not war groß. Die amerikanische Botschaft suchte händeringend nach Behältern, welche mit Trinkwasser gefüllt über den Inseln aus dem Flugzeug abgeworfen werden konnten. Ich wunderte mich schon sehr, dass es eine solche Anforderung gab und machte mich auf die Suche nach kleinen Tanks, welche für einen solchen Einsatz geeignet waren – gab es aber nicht! Das Problem war das Schwapp-verhalten des Trinkwassers im Behälter während des Fluges – dieses verhindert die Trimmung (Lenkbarkeit) des Flugzeuges. Also machte ich mich an die Entwicklung von Schwallwänden in einem PE-Tank, welcher aus einem Guss sein musste, aus trinkwassergeeignetem Material produziert wurde und dieses „schwappen“ verhinderte. Zusätzlich war es auch eine Frage der Größe und des Gewichtes der Box – alles nicht einfach und wohl deshalb auch der Grund, warum das Produkt noch nicht gebaut wurde – gleichzeitig aber auch der Grund, warum ich diese Konstruktion patentieren lassen konnte, womit das Patent dann im Februar 2022 erteilt wurde. Aus der Anordnung der Schwallwände ergaben sich dann 4 Kammern, in welchen nun – neben den 250 Litern Trinkwasser in der Box selbst – zusätzlicher Stauraum von 3 x 80 und 1 x 30 Litern Volumen ergaben. Diese Zusatzboxen bieten so Platz für Medikamente, Lebensmittel und Hygieneartikel, um die erste, größte Not für ca. 50 Personen und 5 Tage zu lindern. Auf der Box selbst ist dann noch Platz für einige Zelte und Decken – ja, man könnte das Ergebnis auch tatsächlich als „multifunktionale Erste-Hilfe-Box“ bezeichnen!
Durch meine langjährige Arbeit im Bereich des Regenwassermanagements hatte ich gute Beziehungen zu Hersteller und Produzent von hochwertigen PE-Kunststoffprodukten und entwickelte einen Behälter, der aus einem „Guss“ im Rotationssinterverfahren hergestellt werden kann. Im August 2020 erfolgte dann die Abmusterung und die 1. CAIRDROP-Box entdeckte das Licht der Welt!
Wie sehen Sie die Rolle von CAIRDROP in der Wasserwirtschaft?
Die CAIRDROP-Box selbst ist lediglich ein Produkt zur schnellen Katastrophenhilfe mit dem Ziel, Trinkwasser in die betroffenen Regionen zu liefern und dann aber nach dem Einsatz vor Ort einen Beitrag zu leisten, um den Wiederaufbau von Infrastruktur zu unterstützen. Dazu ist es möglich, die Box mit zwei bis drei Handgriffen zu einer kleinen Wasseraufbereitungsanlage umzubauen, welche mittels Keramikfilter und durch reinen Einsatz der Schwerkraft täglich bis zu 300 Liter trinkbares Wasser aus beispielsweise Regen- und/oder Oberflächenwasser von Flüssen und Seen generieren kann. Die Box kann aber auch als Vorlagebehälter für Hybridsysteme im Bereich Trinkwasser- und/oder Abwasser Ver- und Entsorgung genutzt werden. Aktuell kommen im Bereich der Katastrophenhilfe für die schnelle Erstversorgung ausschließlich PET-Flaschen zum Einsatz – und diese verursachen dann das nächste Problem in unseren Weltmeeren – da ist der Einsatz der CAIRDROP-Boxen nachhaltig im Sinne des GreenDeal!
Wo sind Sie bereits aktiv und welche Märkte interessieren Sie besonders?
Überall dort, wo Naturkatstrophen die Infrastruktur zerstören, kann die CAIRDROP einen guten Beitrag zur schnellen, ersten Hilfe vor Ort liefern – aber auch der Mensch selbst verursacht Katastrophen, wie beispielsweise aktuell durch den unfassbaren Krieg in der Ukraine. So sind wir in der Türkei, in Syrien und der Ukraine aktiv. Marokko und Libyen sind ebenfalls von Naturkatastrophen betroffen, doch ist es enorm schwer, hier die Hilfe anzubieten, geschweige denn liefern zu dürfen – wir arbeiten aber daran!
Was ist Ihre Vision für die Zukunft von CAIRDROP? Welche Themen treiben Sie an?
Es gibt einige Möglichkeiten das Thema Trinkwasser für Krisengebiete mit spannenden Produkten zu erweitern – aber da braucht es zuerst Erfahrungswerte mit den heutigen Einsätzen – verbessern kann man sich immer! Auf der anderen Seite ist das Thema Klimawandel und die damit verbundenen Schlagworte „Extremregenereignisse“, „Hochwasser“, „Trockenperioden“, „Hitzeinseln“, „Schwammstädte“ und „Smart City“ für mich persönlich die Herausforderung für meine letzten Jahre vor der Rente 😊
Deshalb werde ich auch künftig hier meine „Schaffenskraft“ investieren und versuchen die CAIRDROP GmbH mehr oder weniger als caritative Nebenbeschäftigung zu betreiben – alle Themen sind aber derartig miteinander vernetzt, womit das Eine oder das Andere gar nicht funktioniert!
Die Mitgliedschaft bei German Water Partnership bietet vielfältige Möglichkeiten zur Sichtbarkeit und Zusammenarbeit. Welche konkreten Vorteile erhofft sich CAIRDROP durch die Mitgliedschaft und wie möchten Sie zur Stärkung des Netzwerks beitragen?
Gerade die ersten 3 Jahre der CAIRDROP- Startup- Zeit haben gezeigt, wie wichtig die Themen Netzwerke und Kontaktpflege sind. Ich erhoffe mir durch die Mitgliedschaft für den Bereich der Katastrophenhilfe, dass die Box und ihre Fähigkeiten gesehen, geteilt und so sichtbar gemacht werden. Auf der anderen Seite hoffe ich, selbst mit meinem Fachwissen aus 30 Jahren aktiver Tätigkeit im Bereich des intelligenten Wassermanagements – spezialisiert auf die Regenwasserbewirtschaftung – einen Beitrag leisten zu können. Auch die Themen Regenwassernutzung und Regenwasserrückhaltung haben es verdient, sichtbar gemacht zu werden! Gerade die Nutzung von Regenwasser und die damit verbundene Einsparung der Ressource Trinkwasser liegt mir hier am Herzen, denn Regenwasser kann definitiv mehr alsnur Pflanzen zu bewässern!
Das Regenwassermanagement der nächsten 20 Jahre wird eng verbunden sein mit der Digitalisierung und KI. Smart City und die intelligente Vernetzung der Wetterdaten mit den daraus resultierenden Möglichkeiten, das sind die Herausforderungen und da will ich gerne meinen Hut in den Ring werfen.
Alleine ist diese Aufgabe aber nicht zu bewältigen – das kann niemand, egal wie groß die Konzerne sein mögen, die sich an diesem Thema zu schaffen machen. Hier muss es über Netzwerke gehen, hier müssen Kooperationen eingegangen werden und jeder muss den Beitrag einbringen, den er beherrscht und integrieren kann. Gelingt es, dieses Netzwerk zu bilden, dann schaffen wir das!
Sie möchten Ihr Unternehmen ebenfalls in Form eines Interviews vorstellen? Dann kontaktieren Sie gerne Rebekka Neef.